Elite-Pferde made in Sulzbach
SULZBACH (vm). „Blutsbruder“, so liebevoll nennt Steffen sein persönliches Lieblingspferd. Glänzendes rot-braunes Fell, eine hübsche weiße Blesse (weißer Fleck auf dem Nasenrücken) und große sanfte Augen - zum Dahinschmelzen. Dieses Pferd ist für Steffen mehr als nur ein Tier - es ist ein treuer Begleiter. Gemeinsam haben der Sulzbacher und sein vierbeiniger Freund schon einiges erreicht. „Unser größter Erfolg waren S***-Platzierungen*“, schwelgt Steffen in Erinnerungen. Dabei schien die Karriere Anfang des Jahres kurz vor dem Aus zu stehen.
„Blutsbruder“ musste damals am Herzen operiert werden. Zu dem Zeitpunkt war noch nicht klar, ob er es jemals wieder in den Sport zurückschaffen wird. An die sportliche Karriere des Pferdes war zu dieser Zeit nicht zu denken. Nach viel Regenerationszeit ist das Pferd aber wieder gesund und munter. Er hat direkt bei seinem ersten Turnier wieder den 3. Platz belegt. Einmal im Monat werden Blutsbruders Herztöne kontrolliert. „Seitdem das Tier auf dem OP-Tisch lag, ist es wie neu geboren. Er hat sich wirklich zurückgekämpft“, so Steffen, der stolz ist auf seinen treuen Begleiter.
„Stolz auf unsere Pferde“
Immer an Steffens Seite: sein Lebensgefährte Johannes. Die beiden Pferdebegeisterten lernten sich über den Sport kennen und lieben. Johannes hat die Reitanlage Lieb gegründet und mit viel Herzblut aufgebaut. Steffen durfte auch schon an internationalen Turnieren teilnehmen: In England und auch in Frankreich war er mit seinem Pferd dabei. Auf dem Wiesbadener Pfingstturnier, sowie in München auf der „Pferd International“, Süddeutschlands größtem Pferdefestival. Aber besonders glücklich sind Steffen und Johannes mit ihrer alltäglichen Arbeit: „Stolz sind wir auf alle Pferde, die wir selbst ausgebildet haben“. Die Reitanlage Lieb in Sulzbach kauft die Pferde nicht erst, wenn sie ausgebildet sind. Der Hof selbst ist eine Ausbildungsstätte und begleitet die Pferde von klein auf, bis sie bereit sind, an den Turnieren teilzunehmen. „Bis die Tiere zwischen 17 und 18 Jahre alt sind, können sie im Sport erfolgreich sein - das ist schon alt“, sagt Pferdewirt Johannes. „Es ist besonders wichtig, die Tiere schnell an die Hängerfahrten und die Turnieratmosphäre zu gewöhnen, sodass es schon früh für die Pferde normal wird auf Turniere zu fahren“, stellt er klar. Auch die optimale Turniervorbereitung der Reitschüler gehört zu den Aufgaben der Pferdewirte. Die Pferde des Hofes nehmen auf Turnieren von Jungpferdeprüfungen bis zu Prüfungen in der schwersten Klasse (Klasse S) teil.
Eine Aufgabe fürs Leben
Einen typischen Turniertag haben Johannes und Steffen schon oft erlebt. „Es geht schon sehr früh los - zwischen 4 und 5 Uhr. Der Stall wird ausgemistet und die Pferde vorbereitet. Vor dem Turnier sollten die Pferde in Ruhe fressen. Rund eine Stunde vor Prüfungsbeginn sollte man vor Ort sein, aber am besten sollten die Tiere nur so kurz wie möglich im Anhänger bleiben.“ Die Prüfung selbst dauert nur knapp fünf Minuten. Doch die Stunde Vorbereitungszeit ist laut Steffen essentiell für Reiter und Pferd. Nach der Prüfung und der Siegerehrung geht es wieder heim, dort werden die Pferde noch abgespritzt. Ein normaler Turniertag dauert von 6 Uhr morgens bis spät abends. Für Steffen und Johannes ist es mehr als nur ein Job - es ist eine Lebensaufgabe, denn von Ende Februar bis Ende September haben die beiden Pferdewirte nie frei, da ständig Turniere stattfinden. Neben dem Pensionsbetrieb bieten sie Beritt sowie Unterricht auf bzw. mit eigenen Pferden an. Steffen und Johannes leiten den Hof gemeinsam. Die Anlage wurde vor 19 Jahren auf freiem Ackerland gebaut. Die größte Herausforderung war die Finanzierung der 2 Hektar-Reitanlage. „Mit eigener Manpower einen Hof aus dem Nichts aufzubauen, das war nicht leicht“, so Johannes. Doch gemeinsam haben sie es gemeistert, um ihren Traum leben zu können.
*In der Dressur steht S für die schwerste Klasse und wird in S, S*, S**, S*** und S**** unterteilt.

