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Immer wieder Debatten um die Abschlüsse unserer Schüler - „Diese Ungewissheit ist unzumutbar!“

11.04.2021, 06:16 Uhr in Primaveraland
|Christine Büttner vom HSG Erlenbach|||Tobias Junker, Schüler am HSG Hösbach|Petra Hein, Schulleiterin am JEG Elsenfeld

  • Unklarheit über Zukunft und Prüfungen belastet Schüler
  • Immer wieder Diskussionen rund um Prüfungen
  • Schüler, Lehrer und Verantwortliche beziehen Stellung

BAYER. UNTERMAIN (jm). Homeschooling, Distanzunterricht und Klausuren-Ausfall – das alles sind Dinge mit denen sich die aktuellen Abiturienten und Schüler herumschlagen. Dabei stehen gerade jetzt die Abiturprüfungen wieder vor der Tür und die Diskussion, ob diese überhaupt stattfinden sollen, ist erneut entfacht. Verzerrte zwei Schuljahre und große Ungewissheit schweben über diesem wichtigen Ereignis. Aber: Wie geht es dabei unseren Schülern und welche Auswirkungen hat die Diskussion auf sie? In Prima Sonntag äußern sich Verantwortliche, Schüler und Lehrer zu den Prüfungen und ihren Umständen.

„Wenn eine Schule in Quarantäne geht, dann muss alles dafür getan werden, dass für die Betroffenen keine Nachteile entstehen“, betont Ilka Hoffmann, Vorstandsmitglied für Schule bei der Gewerkschaft für Erziehung und Wirtschaft (GEW), im PrimaSonntag-Gesprach. „In der Diskussion wird oft übersehen, dass die Prüfungen nur ein Drittel der Abschlussnoten ausmachen.“ Vor knapp einer Woche löste die GEW mit ihrer Forderung, dass bei steigenden Zahlen die Abiturprüfungen ausfallen sollen, großen Trubel aus. „Die Länder müssen alle Abschlüsse gegenseitig anerkennen“, so Hoffmann. Die Lehrerverbände stehen diesem

[caption id="attachment_298022" align="alignleft" width="113"] Christine Büttner vom HSG Erlenbach[/caption]

Vorschlag sehr kritisch gegenüber. Auch Schulleiter aus unserer Region sind alles andere als begeistert. „Wir hoffen sehr, dass sich dieser Vorschlag nicht durchsetzt“, schildert Christine Büttner, Schulleitung am HSG Erlenbach. „Die Schüler sollen sich auf keinen Fall ihr ganzes Leben lang gegen den Eindruck eines geschenkten Notabiturs verteidigen müssen.“ Barbara Rank-Lorz, stellvertretende Schulleiterin am

[caption id="attachment_298023" align="alignright" width="146"] Barbara Rank-Lorz, stellvertretende Schulleiterin am Kronberg Gymnasium in Aschaffenburg[/caption]

Kronberg Gymnasium in Aschaffenburg, sieht das ähnlich: „Die Abiturprüfung ist das Highlight des Gymnasiums. Die Schüller wollen zeigen was sie gelernt haben.“

Ähnliche Umstände im letzten Jahr

Schon die letztjährigen Abiturienten mussten die bis dato wichtigste Prüfung in ihrem Leben unter den Bedingungen der Corona-Krise meistern. „Immerhin waren ja im letzten Jahr die Bedingungen schon ähnlich und da hat es ohne größere Probleme geklappt“, so Christine Büttner. Damals gab es ebenfalls den Vorschlag des Durchschnittsabiturs. Letztendlich wurde ein Hygienekonzept ausgearbeitet und die Prüfungen konnten stattfinden. Allerdings hat der diesjährige Abiturjahrgang eine Tortur aus Homeschooling und Wechselunterricht hinter sich. So lange die Schülerinnen und Schüler im Distanzunterricht lernen, dürfen Lehrerinnen und Lehrer an bayrischen Schulen keine schriftlichen Leistungserhebungen machen. Lediglich mündliche Noten können per Video eingeholt werden. Infolgedessen ist eine große Anzahl an Klausuren nicht geschrieben worden und auch der Lernstoff muss eingegrenzt werden. Egal ob die Prüfungen geschrieben werden oder nicht: Schon jetzt haben die Schüler ein Abitur unter erschwerten Bedingungen. „Was wir nicht bewerten können, ist aber die große Leistung, mit Disziplin, Selbstorganisation, ohne die sozialen Kontakte und gegen die Frustration das Lernen Zuhause hinbekommen zu haben. Diese Kompetenz schult für das Leben“, erklärt Schulleiterin Büttner. „Online-Unterricht hat sich seit dem letzten Jahr deutlich verbessert. Allerdings wird den Schülern dabei mehr Selbstkompetenz abverlangt“, fügt Frau Rank-Lorz hinzu.

Schüler stehen vor Ungewissheit

[caption id="attachment_298024" align="alignleft" width="237"] Alyson Forgas vom Hanns-Seidel Gymnasium in Hösbach[/caption]

Die Tatsache, dass im Endeffekt die Schüler mit den Beschlüssen und Entscheidungen leben und umgehen müssen, wird dabei oft vergessen. Wie stehen denn unsere Schüler zu dem Thema und fühlen sie sich repräsentiert? „Ich persönlich halte es für wichtig die Abiturprüfungen stattfinden zu lassen, jedoch sollte die mehrheitliche Meinung der Schülerschaft berücksichtigt werden“, fordert Alyson Forgas vom Hanns-Seidel Gymnasium in Hösbach. Zusätzlich bemängelt die Schülerschaft die Kommunikation und Absprache. „Ich empfinde die unübersichtlichen Beschlüsse und unzuverlässigen Aussagen als große Belastung für das Lernverhalten und die Psyche der Schüler“, erzählt die Schülerin. „Diese Ungewissheit ist unzumutbar!“

[caption id="attachment_298025" align="alignright" width="186"] Tobias Junker, Schüler am HSG Hösbach[/caption]

Auch Tobias Junker, ebenfalls vom Hanns-Seidel Gymnasium, steht dem Vorschlag sehr kritisch gegenüber: „Man würde Schüler benachteiligen, die sich schon seit Wochen oder Monaten vorbereiten.“ Immerhin habe man mit den im Abitur zu erreichenden Punkten, die Möglichkeit sich deutlich zu verbessern. „In den Prüfungen wird stets Abstand gehalten, dadurch ist man meiner Meinung nach während des Abiturs nicht mehr gefährdet als sonst“, führt Tobias Junker fort. In Bezug auf die Abiturprüfungen fühlt der Schüler sich allerdings nicht missverstanden von der Politik.

Öffentlichkeit ist gespaltener Meinung

In der öffentlichen Meinung gibt es verschiedene Auffassungen des Themas. „Einzelne Bundesländer haben schon angefangen zu schreiben, beziehungsweise fangen nächste Woche an. Den Kids wird es aktuell schon schwer genug gemacht, dann lasst sie doch wenigstens in ihrer Prüfungsvorbereitung in Ruhe“, schreibt ein User unter einem unserer Facebook-Posts auf primavera24. Wieder ein Anderer schreibt: „Wenn ich mir die Qualität des Homeschoolings und die tatsächliche Lerneffektivität im täglichen Leben so anschaue, dann halte ich das (ein Ausfall der Prüfungen, Anm. d. Red.) leider für nötig.“ Grundsätzlich scheint es mehr Kritiker als Befürworter zu geben.

Kultusministerium hat das letzte Wort

[caption id="attachment_298026" align="alignleft" width="138"] Petra Hein, Schulleiterin am JEG Elsenfeld[/caption]

„Die Schüler haben oberste Priorität und brauchen Stabilität. Wir bekommen das hin“, berichtet Petra Hein, Schulleiterin am Julius-Echter Gymnasium in Elsenfeld. „Wir gehen fest davon aus, dass die Prüfungen stattfinden.“ Die finale Entscheidung trifft aber letztendlich das Kultusministerium. „Das Abitur findet 2021 in Bayern wie angekündigt statt“, antwortet Zoran Gojic, stellvertretender Pressesprecher, auf unsere Nachfrage kurz und knapp. Es bleibt zu hoffen, dass alle Abiturienten ihr diesjähriges Abitur gut überstehen und trotz einiger Widrigkeiten und trotz Corona gut in ihr weiteres Leben starten können.

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