Kleinstunternehmen der Grundversorgung erhalten Finanzspritze
UNTERFRANKEN. Die Förderung von „Kleinstunternehmen der Grundversorgung für vitale Dörfer“ durch das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken macht
es möglich, Dienstleistungen und in der Regel regional erzeugte Waren des täglichen Bedarfs vor Ort zu erhalten. Seit 2018 gibt es dieses Programm. Bis zu 45 Prozent
der jeweiligen Nettoinvestition können als Zuschuss gewährt werden. Bei der Übergabe eines Förderbescheids in der Rhön zog der Ansprechpartner am Amt eine über-
aus positive Bilanz der ersten Jahre. Dazu legte er eine neue, ab sofort erhältliche Broschüre vor. Hier sind 22 Beispiele aus allen neun Landkreisen des Regierungs-
bezirks dokumentiert. Fast siebenmal so viele Projekte konnten mit staatlicher Hilfe verwirklicht werden. Letztlich nutzen sie den Menschen abseits der Zentren.
Wer einen Zuschuss beantragen möchte, wendet sich beim ALE Unterfranken am besten vorab an den Baurat Joachim Kern, um mit ihm die erforderlichen Kriterien
durchzugehen. Das hat auch Georg Moret aus dem rund 630 Einwohner zählenden Leutershausen getan. Das Dorf gehört zur Gemeinde Hohenroth bei Bad Neustadt
a. d. Saale. Der Schorsch, wie die Einheimischen ihren ehrenamtlichen Feuerwehrkommandanten nennen, ist gelernter Metzgermeister, als solcher aber nur nebenbe-
ruflich tätig.
„Mitarbeiter“, der nie schläft
Seit 2006 betreibt Moret im Nebenerwerb einen Feinkost- und Partyservice, allerdings ohne einen Laden. Wer bisher Fleisch-, Schinken- und/oder Wurstwaren in kleineren Mengen, also ohne den feierlichen Anlass, haben wollte, konnte ebenfalls welche bekommen – nach Absprache oder auf gut Glück. Künftig wird dies rund um die Uhr möglich sein: Der „Feierabendunternehmer“ plant, auf seinem Anwesen in der Bergstraße 23 einen Verkaufskühlautomaten aufzustellen. Außer mit klassischen, portionierten Metzgereiprodukten will er ihn mit Fertiggerichten und saisonalen Angeboten wie Grillfleisch befüllen. Der blitzblanke, immer präsente, maschinelle Angestellte akzeptiert Karten- und Barzahlung; er wechselt sogar. Das freut Bürgermeister Georg Straub, dass auf diese Weise die Grundversorgung im
Ort und darüber hinaus sichergestellt ist; Schorsch Morets Kundschaft kommt insbesondere aus Leutershausen, Hohenroth und Unsleben.
Joachim Kern hat das Förderprogramm für Kleinstunternehmen der Grundversorgung im Februar 2022 bei der Kreuzbergallianz vor 15 Interessierten vorgestellt. Wegen
Verkaufsautomaten hakten mehrere Anwesende nach. Kern vermutet den Personalmangel als Grund, warum diese besonderen Kühlschränke auf dem Land gerade ein
großes Thema sind. Erstmals damit befasst war er im Herbst 2020 in Rannungen (Landkreis Bad Kissingen). Derzeit läuft noch eine konkrete Anfrage aus einer Ort-
schaft zwischen Würzburg und Marktheidenfeld. In den Genuss von staatlichen Mitteln kommen nicht nur Metzgereien, Bäckereien, Fischläden, Getränkemärkte und sonstige Lebensmittelgeschäfte sowie Hofcafés und Dorfwirtschaften. Beispielsweise unterstützte das ALE genauso die Anschaffung eines rollstuhlgeeigneten Fahrzeugs eines Taxiunternehmens und die Eröffnung einer Praxis für Physiotherapie.
Zu ersehen ist dies in der mit Stichtag 31.12.2021 erstellten, neuen Dokumentation des ALE Unterfranken. „Hier wird unter anderem dargelegt, dass im Amtsbezirk be-
reits fast 140 Förderanträge mit einem Investitionsvolumen von gut 17 Millionen Euro bewilligt wurden“, betont die für Medien und Kommunikation verantwortliche Bau-
direktorin Dorit Bollmann. Das 32-seitige Heft ist beim ALE in Würzburg in gedruckter Form erhältlich oder kann von der Websitewww.ale-unterfranken.bayernals PDF-
Datei heruntergeladen werden. Mehr Lebensqualität auf dem Land Das ALE war früher fast ausschließlich bekannt als die Behörde, die Flur- und Wald-
neuordnungen organisiert und begleitet. Zwischenzeitlich überwiegen bei den Aufgaben die Dorferneuerungsprojekte, bei denen durch intensive Bürgerbeteiligung
Gemeinschaftseinrichtungen geschaffen werden, um die Lebensqualität auf dem Land zu verbessern. Dieses Ziel wird auch verfolgt durch die sogenannte Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE); entsprechende interkommunale Zusammenschlüsse betreut und bezuschusst das ALE über das aktuell erneut zu vergebende Regionalbudget.
Die beiden Initiativen „Ökomodellregion“ und „boden:ständig“ haben die Schwerpunkte Biodiversität beziehungsweise Boden- und Wassermanagement und sind be-
sonders im Fokus nach den schlimmen Überflutungen in jüngster Zeit.
Allgemein wenig wahrgenommen wurde bisher die schon seit 2018 vorhandene Fördermöglichkeit für „Kleinstunternehmen“ (mit bis zu zehn Beschäftigten und einem
Jahresumsatz von bis zu zwei Millionen Euro), wenn ihre Leistungen der Versorgung der Landbevölkerung in einem Radius von 50 bis 60 Kilometern dienen. Die dünn be-
siedelten Gebiete sollen im Freistaat Bayern keinesfalls abgehängt werden. Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat vom7. bis 11. März 2022 eine Woche mit dem Themenschwerpunkt „Leben auf dem Land“ ausgerufen, um die Aufmerksamkeit hierher zu lenken.
Quelle: Amt für Ländliche EntwicklungUnterfranken