Seligenstädter Rathaus-Spieluhr defekt: Keine Weihnachtsmelodien
SELIGENSTADT. Welcher Marktplatz-Überquerer kennt sie nicht, die Melodien, die vom Rathausturm erklingen. Jetzt zur Adventszeit sind eigentlich Weihnachtslieder wie „O du fröhliche“ und „The First Noel“ zu hören. Außerhalb der Adventszeit ertönten klangvolle Schla-ger wie „La Paloma“ oder populäre Operetten. Seit kurzer Zeit ist Stille. Die Rathaus-Spieluhr ist defekt, nachdem das Unikat der Marke „Eigenbau“ gut 60 Jahre nahezu wartungsfrei gelaufen ist - sie hat ihren Dienst eingestellt.
„Wir alle kennen die suchenden Blicke, wenn Musik den Marktplatz beschallten. Alle waren in Erwartung darauf, ein aufwendiges Glockenspiel oder Ähnliches am Rat-hausturm zu entdecken. Fündig wurden sie nie, denn es handelte sich um ein kleines unscheinbares Glockenspiel im Innern unseres Rathauses. Aber auch wenn die Spiel-uhr nun nach gut sechs Jahrzehnten nicht mehr funktioniert und wir leider keine Er-satzteile mehr bekommen können, will keiner darauf verzichten. Wir werden mit Digi-taltechnik nachhelfen und sie wieder aktivieren. Der Klangteppich aus Melodie, West-minsterschlag und Glockengeläut ist aus der Einhardstadt nicht wegzudenken und auch auf der Bayrischen Seite noch gut hörbar. Er verleiht unserem historischen Stadt-zentrum eine besondere musikalische Note, die keiner missen möchte“, so Bürger-meister Dr. Daniell Bastian.
Die Walzen werden nach Belgien zu einer Fachfirma geschickt, die sich auf das Digi-talisieren solcher Originalwalzen spezialisiert hat. Danach befinden sich ihre Informa-tionen auf einem Stick, das Abspielen erfolgt mit Computertechnik. Die Original-Spieluhr erhält einen Ehrenplatz im Rathaus.
Die handgefertigte Ursprungs-Spieluhr wurde vom Uhrenmachermeister Albert Burghardt, der im Jahr 2012 im Alter von 95 Jahren verstorben ist, erbaut. Seit dem Jahr 1960 lief dieses Unikat praktisch wartungsfrei. Der 76 Zentimeter breite, 46 Zen-timeter hohe und 17 Zentimeter tiefe verglaste Kasten mit sechs innenliegenden Walzen hängt vor dem Büro der SeligenStadtMarketing GmbH. Bei einem Besuch wird das unscheinbare Kleinod in aller Regel nicht bemerkt.
So funktionierte die Spieluhr: Ab 10 Uhr bis 21 Uhr ertönte stündlich eine Melodie, gefolgt von der Glocke hoch oben im Turm, die akustisch die Uhrzeit anzeigt, um wie-der an die Spieluhr abzugeben, deren kleine goldene Hämmerchen nun die Westmins-ter Melodie erklingen ließen. In der Adventszeit erklungen Weihnachtslieder. Sechs mit Strom angetriebene Walzen sind mit je zwei Liedern belegt. Wenn sich die Walze bewegte, brachten auf der Außenseite angebrachte Stifte die Zähne des daneben ange-ordneten Miniaturkamms in Schwingung und erzeugten damit Melodien. Über jedem Kamm angeordnete Mikrofone nahmen die Töne auf. Diese wurden über einen Ver-stärker zu Lautsprechern im Turm geleitet. Ähnlich verhielt es sich mit dem West-minsterschlag.
Quelle: Stadt Seligenstadt