Streik bei Lufthansa: Airline streicht fast komplettes Programm
FRANKFURT. Wegen des Warnstreiks des Bodenpersonals fallen am Mittwoch nahezu alle Flüge der Lufthansa in Deutschland aus. Das wird noch längere Auswirkungen haben, warnt die Airline. An ihren deutschen Drehkreuzen Frankfurt und München streicht die Lufthansa nahezu das komplette Programm. Zu Flugabsagen werde es bereits am heutigen Dienstag sowie am Donnerstag und Freitag kommen, teilte das Unternehmen in Frankfurt mit. Insgesamt sollen mehr als 1000 Flüge ausfallen - das betrifft etwa 134 000 Passagiere.
Die Gewerkschaft Verdi hat die rund 20 000 Bodenbeschäftigten zu flächendeckenden Streiks aufgerufen, um Druck in den laufenden Gehaltsverhandlungen aufzubauen. Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann kritisierte das Vorgehen: «Die frühe Eskalation nach nur zwei Verhandlungstagen in einer bislang konstruktiv verlaufenden Tarifrunde richtet enorme Schäden an. Das betrifft vor allem unsere Fluggäste in der Hauptreisezeit. Und es belastet unsere Mitarbeitenden in einer ohnehin schwierigen Phase des Luftverkehrs zusätzlich stark.»
Ohne Umbuchungen sollten Fluggäste nicht zu den Flughäfen kommen, weil dort «nur wenige oder gar keine» Serviceschalter geöffnet sein werden, warnte das Unternehmen. Im Netz beschwerten sich Passagiere über kurzfristige Absagen von Interkontinentalflügen in die USA oder nach Hongkong. Das sind in aller Regel die letzten Flüge, die Lufthansa im Streikfall streicht. Die Airline warnte Umsteiger davor, ohne Anschlussflug an die deutschen Drehkreuze zu fliegen. Es bestehe die Gefahr, dass die Gäste dort für mehrere Stunden oder Tage stranden könnten.
Der ganztägige Ausstand soll am Mittwochmorgen um 03.45 Uhr beginnen, wie Verdi bekanntgegeben hat.
Der erste Streik bei Lufthansa nach dem Corona-Schock kommt vor dem Hintergrund eines teilweise chaotisch verlaufenen Neustarts der Branche. Personalengpässe und eine starke Urlaubsnachfrage haben schon ohne Streiks zu erheblichen Abfertigungsproblemen in diesem Sommer geführt. Verdi macht dafür vor allem Missmanagement bei Flughäfen und Airlines verantwortlich. Der Lufthansa-Airline-Chef Jens Ritter sieht hingegen die erreichten Fortschritte durch die Streikankündigung in Frage gestellt.