S&K-Immobilien: Sie sind wieder da

ERLENBACH/FRANKFURT/DUBAI (acm/jw). Es war einer der größten Wirtschaftsskandale Deutschlands: Bis 2013 lebten der Großheubacher Jonas Köller und der Offenbacher Stephan Schäfer in Saus und Braus. Elefanten und halbnackte Models auf Geburtstagen, schnelle Autos und pompöse Villen - all das gehörte zum Alltag der beiden Gründer der S&K Group. Doch während sie ihr High-Life lebten, haben zehntausende Anleger ihr Geld verloren - ein Schaden von über 240 Millionen Euro. 2017 wurden Schäfer und Köller zu Gefängnisstrafen verurteilt. Mittlerweile sind sie raus aus dem Knast - und wieder voll drin im Luxus-Leben.
In den sozialen Netzwerken präsentieren sich die beiden Firmengründer im Juni erstmals wieder nach ihrer Gefängnis-Entlassung. Auf Instagram posten sie Videos mit einem neuen Lamborghini, Fotos aus Dubai und aus einem Privatjet. Auch einen YouTube-Kanal haben sie gegründet, auf dem sie ihr Comeback ankündigen - in einem weiteren Video geben Manager von Köller und Schäfer eine Führung durch die berüchtigte Villa in Erlenbach. Die sei mittlerweile verkauft worden. Gerüchten zufolge wohnt der Großheubacher Jonas Köller inzwischen in der Frankfurter Innenstadt, wo auch der neue Firmensitz der beiden liegt. In ihren täglichen Insta-Storys sieht man beide zurzeit aber in Dubai. Gemeinsam mit dem Unternehmer und Bordellbetreiber Prinz Marcus von Anhalt nahmen sie einen Podcast über das Luxus- und Geschäftsleben auf - mit dem Autoren Dirk Kreuter ein Interview unter anderem über den spektakulären Fenstersprung aus dem Gerichtsgebäude von Stephan Schäfer 2017.
Ein Leben in Saus und Braus
Womit sie sich ihren Luxus jetzt nach der Haft leisten können? Diese Frage bleibt erstmal im Raum stehen. Einen offiziellen Kontakt zu den beiden herzustellen, gestaltet sich schwierig, eine Interviewanfrage mit PrimaSonntag blieb unbeantwortet. Ein neues Geschäftsmodell wird aber schnell klar, sobald man sich den YouTube-Kanal von Köller und Schäfer anschaut: Sie bieten eine Kanalmitgliedschaft an. Bedeutet: Für einen gewissen Betrag im Monat- zwischen 10 und 100 Euro - bekommt man exklusive Videos zu sehen, die andere nichtzahlende Zuschauer nicht sehen können. In einem ersten Schritt „bringen wir (den Kanalmitgliedern) bei, wie sie in Kürze ein passives Einkommen generieren, damit sie genügend Zeit zum Erlernen des zweiten Steps haben“, heißt es. Dabei geht es darum, günstig Immobilien zu kaufen, die kurz vor einer Zwangsversteigerung stehen - und diese dann gewinnbringend weiterzuverkaufen. Also genau so, wie Köller und Schäfer damals selbst angefangen haben. Mitglieder sollen außerdem die Möglichkeit haben, durch das Anwerben anderer Mitglieder Geld zu verdienen - ein Schneeballsystem? Scham oder Reue für das, was sie damals den tausenden Anlegern angetan haben, zeigen sie nicht. Täglich protzen die beiden mittlerweile Mitte 40-Jährigen mit ihrem Geld - genauso, wie damals vor ihrer Verhaftung. Stolz posten sie Bilder von Jonas berüchtigten 30. Geburtstag - mit Stargästen wie Menderes, Mark Medlock und Jürgen Milski - teuren Supercars, einem Hubschrauber, einem Zebra und Elefanten, die extra für den Geburtstag nach Erlenbach „geliefert“ wurden.
Kritik aus der Bevölkerung
Die Rückkehr in die Öffentlichkeit der beiden Ex-Knackis ruft
nicht nur Verwunderung, sondern auch Unverständnis hervor. In einer
Umfrage in Erlenbach äußerten sich die Befragten deutlich kritisch
gegenüber dem Comeback der beiden Gründer von S&K. „Ich finde es
ehrlich gesagt lachhaft, aber eines muss man ihnen lassen: Sie machen es
schon wieder clever“, meint ein Passant. Vor allem die Nutzung durch
die sozialen Medien stößt vielen bitter auf: „Jetzt versuchen sie durch
Instagram, YouTube und wie die ganzen neuen Medien heißen, den Leuten
das Geld aus der Tasche zu ziehen.“. Ein Erlenbacher erinnert sich an
die Nacht des SEK-Einsatzes an der Villa: „Ich war morgens so gegen 6
Uhr auf dem Weg zur Arbeit, da hab ich nur eine Nachricht bekommen, dass
sich ganz viel Polizei versammelt hat. Da bin ich halt mal
hinterhergefahren, und was sich da abgespielt hat, war ganz schön
brutal“. Auch wenn die Justiz durchgegriffen hat - nach etwa 19 Monaten
Gerichtsprozess, über 3.150 Seiten Anklageschrift und rund acht Jahren
Knast finden einige Befragte, dass hier etwas grundsätzlich falsch
läuft: „Die Strafe haben sie verdient bekommen - aber wirklich richtig
fühlt es sich trotzdem nicht an, dass die jetzt einfach so weitermachen
können.“
Umstrittenes Musikvideo
Dass sich die S&K-Gründer durch ihre „Aktivitäten“ in Deutschland einen großen Namen gemacht haben, dürfte kein Wunder sein. Menschen mit viel Geld, die augenscheinlich keine Sorgen im Leben haben, begeistern die Menschheit seit jeher. Auf Instagram haben mittlerweile über 30.000 Personen ihre Seite abonniert und auf YouTube sind es auch schon knapp 20.000. Auf der Kurzvideo-Plattform TikTok gehen aktuell viele bearbeitete Videos von Schäfer und Köller rum, die sie als Vorbilder idealisieren. Und auch ein berühmter deutscher Musiker hat offensichtlich Wind bekommen vom S&K-Comeback: Rammstein-Front-Sänger Till Lindemann. In seinem Musikvideo „Und die Engel singen“ ist für eine 30-sekündige Sequenz Stephan Schäfer zu sehen. Oberkörperfrei, auf einem Date mit einer Frau. Kurze Zeit später isst er Spaghetti und sieht dabei zu, wie Lindemann eine Frau im Meer ertränkt. Ob das noch Kunst ist oder Schäfer mit seiner Rolle in dem Video Frauenfeindlichkeit ausdrückt - darüber lässt sich diskutieren. Vieles lässt darauf aber schließen: Beispielsweise sprachen Schäfer und Köller in einem ihrer neuen Videos explizit „Jungs“ an, die ihre Kanalmitgliedschaft abschließen und sich damit ihrem Business anschließen sollen. Es bleibt offen, wie die Gründer Jonas Köller und Stephan Schäfer das neue Kapitel ihrer Karriere schreiben – wird es diesmal ruhiger oder sorgen sie bald erneut für Schlagzeilen? Ihre Rückkehr zeigt jedenfalls, wie Imagepflege im Internet funktionieren kann. Für viele wirkt es wie ein Schlag ins Gesicht der Geschädigten, während Schäfer und Köller erneut durch ihr Auftreten Reichweite, Aufmerksamkeit und neue potenzielle Einnahmequellen generieren.

Welche verherrlichte Selbstwahrnehmung die beiden haben, erkennt man an ihrem Wandgemälde in der Erlenbacher Villa, auf dem sie sich als „Schützlinge“ der Klitschko-Brüder darstellen.