Schon wieder Missbrauchs-Vorwurf gegen Kita

WEILBACH (mg). Mitte September musste sich die Kita St. Josef in Sommerkahl schweren Missbrauchsvorwürfen aussetzen. Besorgte Eltern wandten sich an uns - ihnen war aufgefallen, dass ihre Kinder nicht mehr in den Kindergarten gehen wollten. Es ging um eine mögliche Misshandlung von Kindern. Laut der anonymen Mitteilung sollten Beschäftigte des Kindergartens unter anderem Kinder mit Klebeband an Stühlen fixiert haben. Die Vorfälle wurden den Behörden gemeldet. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft. Nun ein neuer erschreckender, fast identischer Vorwurf in unserer Region - diesmal betrifft es die Kita Farbenzauber in Weilbach. Wieder erreichte uns hier eine anonyme Nachricht von Elternseite per Mail. Wir kontaktierten die zuständigen Institutionen.
In der anonymen Nachricht wird folgender Vorfall geschildert: „Es wurde bekannt, dass in einer Krippengruppe ein Kind räumlich von der Gruppe getrennt und in einer Weise auf einem Stuhl positioniert worden sein soll, die seine Bewegungsfreiheit deutlich einschränkte. Diese Informationen werfen schwerwiegende Fragen zum Umgang mit Schutzbefohlenen auf.“ Darüber hinaus soll seit Längerem innerhalb der Elternschaft immer wieder über ähnliche Vorfälle gesprochen worden sein, offizielle Meldungen hierzu sollen jedoch nie erfolgt sein – so die anonyme Mitteilung. Das Landratsamt in Miltenberg bestätigte uns, dass der Vorwurf bereits gemeldet wurde: „Ein Vorfall im Kindergarten Weilbach ist dem Jugendamt bekannt. Dieser wird intensiv durch Mitarbeitende des Jugendamts betreut.“ Für weitere Fragen wurden wir an den Markt Weilbach als Träger des Kindergartens verwiesen.
Waren die Vorfälle länger bekannt?
Der Kindergarten Farbenzauber möchte kein Einzelstatement abgeben und verweist ebenfalls auf den Träger. Die Marktgemeinde teilte uns auf Anfrage mit: „Bei dem Elternabend wurde in aller Offenheit von allen Seiten der Vorfall beleuchtet und besprochen. Zu einer offenen Aufarbeitung gehört es selbstverständlich, dass alle Stimmen gehört und beachtet werden. Die Einrichtung handelt gemäß den festgelegten Richtlinien in Kooperation mit dem Träger und den zuständigen Behörden. Alle erforderlichen Schritte zur Aufklärung, Dokumentation und Kommunikation wurden entsprechend den Vorgaben, Datenschutzbestimmungen sowie den geltenden gesetzlichen Rahmenbedingungen durchgeführt. Die Fachaufsicht des Jugendamts und Beratungsstellen sind in die Aufarbeitung eingebunden. Es besteht eine aktive Zusammenarbeit, um fachliche Einschätzungen einzuholen und erforderliche Maßnahmen zu veranlassen.“ Der Markt Weilbach hatte einen Elternbrief herausgegeben, in dem er mitteilt, dass die betreffende Person von der Tätigkeit in der Kindertagesstätte freigestellt wurde. Für die Krippe werden nun Ersatzkräfte eingesetzt. In der betroffenen Krippengruppe sind mehrere Fachkräfte gleichzeitig eingesetzt. Bei der engen Zusammenarbeit stellt sich trotzdem die Frage, ob mögliche Auffälligkeiten tatsächlich unbemerkt geblieben sein können. Aber vor allem ist klar, dass nach zwei ähnlichen Fällen innerhalb unserer Region nun die Hauptaufgabe sein muss, nicht weiter das Vertrauen der Eltern zu erschüttern, die ihre Kinder in guten und sicheren Händen wissen wollen.