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Tempo-Quatsch auf unseren Straßen!?

27.09.2025, 08:00 Uhr in PrimaSonntag
Collage Tempo 30

BAYER. UNTERMAIN (mg). Gedankenverloren sitzt man im Auto, fährt sein Tempo auf der Landstraße oder durch den Ort und wird plötzlich ausgebremst. Aus dem Nichts und ohne ersichtlichen Grund darf man auf einmal nur noch 30 oder 50 fahren. In vielen Städten und Gemeinden der Region reiht sich eine 30er Zone an die nächste. Was die einen als Schutz für Anwohner befürworten, sehen andere als Schikane und Abzocke der Autofahrer, denn genau da wird natürlich auch häufig geblitzt. Die Liste ist lang: Ob in Kleinostheim, Wasserlos, Elsenfeld, Karlstein oder Aschaffenburg – selbst in Alzenau auf der Wasserloser Straße gilt längst Tempo 30. Großen Aufruhr gab es erst vor kurzem im angrenzenden Babenhausen. Kaum war das neue Tempolimit auf der B26 tagsüber eingeführt, wurden über Nacht die Schilder beschädigt oder gleich komplett gestohlen. Die Polizei ermittelt - der Unmut ist offensichtlich groß.

In sozialen Medien überschlagen sich die Kommentare. „Die meisten Schilder stehen nur dort, um Geld zu machen“ oder „Es ärgert die Autofahrer zwar, bringt aber auch Sicherheit mit sich“, kann man dort lesen. Autofahrer berichten von Stop-and-Go, Zeitverlust und einem Gefühl, ausgebremst zu werden. Doch wie groß ist die Belastung wirklich? Das Umweltbundesamt bestätigt: Tempo 30 wird sogar häufiger überschritten als Tempo 50. Dennoch gilt: Die Schilder bremsen ab - im Schnitt rollen Autos deutlich langsamer, selbst ohne Radarfalle. Also auch wenn sich nicht alle an die Tempolimits halten, führt die Begrenzung trotzdem zu einer Verlangsamung des Verkehrs.

Lärm und Sicherheit:
Ein Gewinn für Anwohner?

Befürworter des Tempolimits stehen meist für Lärmschutz und Sicherheit. So auch die Begründung des Ordnungsamtes Aschaffenburg: „Die 30er Zone Richtung Obernau ist lärmbedingt und dient dem Anwohnerschutz.“ Schon Tempo 30 macht was aus: Autos sind im Schnitt zwei bis vier Dezibel leiser als bei 50 - und das hört man. Besonders nachts bedeutet das für Anwohner an viel befahrenen Straßen eine spürbare Entlastung. Vom Selgros in Aschaffenburg bis zur Einmündung auf die B26 ist fast durchgängig Schleichen angesagt. Auch argumentiert die Stadt Aschaffenburg mit Anwohnerschutz: „Aus Lärmschutzgründen hatte die Verkehrsbehörde eine Anordnung erlassen. Tempo 30 schützt die Anwohner vor zu viel Lärmbelastung.“ Die Unfallforschung unterstützt die Begrenzung: Der Bremsweg bei 50 km/h ist fast dreimal so lang wie bei 30. Zudem reduziert sich die Wucht eines Aufpralls bei geringerer Geschwindigkeit erheblich, was gerade für Kinder, ältere Menschen und Radfahrende den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten kann. Neben Lärm und Sicherheit führen Gemeinden auch Straßenschäden ins Feld, etwa in Leidersbach. Bei einer Ortsbegehung waren jedoch keine gravierenden Schäden erkennbar. Klar ist aber: Nicht überall sind 30er Zonen automatisch sinnvoll. Kritik gibt es vor allem dann, wenn breite, gut einsehbare Hauptverkehrsstraßen betroffen sind, auf denen kaum Fußgänger unterwegs sind. Hier fragen sich viele: Geht es wirklich um Sicherheit? Begrenzungen können sinnvoll sein – vor Schulen, Kitas, in engen Wohngebieten. Aber pauschal auf jeder Durchfahrtsstraße? Die aktuelle Debatte zeigt: Eine offene und sachliche Diskussion ist dringend nötig. Zwischen Lärm, Sicherheit und Mobilität muss eine Balance gefunden werden. Und zwar nicht im Schneckentempo.

KW38 Manfred Grieger 30er Zone

Manfred Grieger aus Michelbach:

„Vor einem Krankenhaus, wie in Wasserlos, finde ich es okay. Aber generell würde ich sagen, ist es schon etwas übertrieben mit den 30er Zonen. In Alzenau ist es ja komplett so und teilweise sind sogar nur 20 km/h erlaubt. In den Seitengässchen ist es noch in Ordnung, da kann man ja eh nicht schneller fahren und oft sind da auch Kinder die spielen, aber bei Durchgangsstraßen muss es nicht sein.“

KW38 Silke Hahn 30er Zone

Silke Hahn aus Elsenfeld:

„Also 30, da wo Familien und Kinder sind, finde ich in Ordnung - bei manchen Straßen kann man sowieso nicht schneller fahren. Man sieht aber auch, dass die Leute auf jeden Fall schneller fahren. Auch wenn man selbst im Auto sitzt und man fährt ordnungsgemäß 30, dann hat man ein Haufen Abstand zu dem vorne und die hinter einem drängen.“

KW38 Ralf Emmel 30er Zone

Ralf Emmel aus Alzenau

„Ich finde Tempolimit eher gut und gerechtfertigt wegen den Kindern. Es hat schon oft Unfälle gegeben und die gibt es jetzt eher weniger. Mir ist aber auch aufgefallen, dass trotz Geschwindigkeitsbegrenzung schneller gefahren wird.“

Alzenauer Autofahrer:

„Ich finde in Ortschaften, oder auch hier im Ortskern von Alzenau, ist es absolut notwendig, diese Geschwindigkeitsbegrenzungen von 30 oder sogar 20 km/h beizubehalten. Trotzdem fahren viele viel schneller und das geht nicht. Man kann als Autofahrer ja froh sein, wenn man überhaupt noch - wie hier - durch so einen Ortskern fahren kann. Das sollte auch als Anstoß genommen werden, sich eben an die 30 zu halten. Ich finde es dann auch gut, wenn ein Ort so elektronische Geschwindigkeitshinweise macht.“

Autofahrerin aus Wasserlos:

„Also selbst wenn 30 gilt, wird trotzdem noch 50 gefahren. In Hörstein, wo es den Berg nach der Bushaltestelle runtergeht, da brausen die auch immer so runter. Da haben wir damals schon, als die Kinder noch klein waren, bei der Stadt nachgefragt, ob man nicht einen Übergang für die Schulkinder machen könnte. Der wäre ja sinnvoll, weil ja keiner 30 fährt. In Wasserlos sind zum Beispiel manchmal mobile Blitzer, was ganz gut ist.“