Wichtiger Aufzug im Hauptbahnhof in Aschaffenburg seit fast einem Jahr kaputt

ASCHAFFENBURG (ok). Vollständig funktionierende Bahnhöfe in Deutschland - ein Zustand, der leider nicht alltäglich ist. Denn in Sachen Infrastruktur und vor allem Bahn sind wir ja bekanntlich nicht so gut aufgestellt. Der Hauptbahnhof in Aschaffenburg leidet nun schon seit einem dreiviertel Jahr unter diesen Problemen. Der Aufzug zu den Gleisen 5 und 6 ist seit letztem Sommer defekt.
Der Aschaffenburger Bahnhof - eigentlich eine Vorzeigestation: Zwischen 2004 und 2011 aufwändig umgebaut. Mit einem neuen Gebäude, höheren Bahnsteigen, und Aufzügen. 2012 wurde Aschaffenburg sogar zum „Bahnhof des Jahres“. Aber heute? Heute ermattet der Glanz des Bahnhofs des Jahres - genauso wie das Schild für die Auszeichnung. Direkt zu Beginn der Modernisierung wurden im Jahre 2005 die vier neuen Aufzüge eingebaut. Dadurch wird der gesamte Bahnhof barrierefrei erschlossen. Doch für Fahrgäste, die vom Bahnsteig Gleis 5/6 runter oder hoch wollen, stellt sich das ganze seit Sommer 2024 nicht mehr so ganz barrierefrei dar. Der Fahrstuhl ist seitdem bis auf wenige Ausnahmen vollständig außer Betrieb. Mangels eines zweiten Aufzuges auf der anderen Seite der Unterführung gibt es seitdem keine Möglichkeit, barrierefrei auf den Bahnstieg zu kommen - auf den Bahnstieg, von dem sämtliche Regionalzüge nach Darmstadt, Wiesbaden, Würzburg, Bamberg und ICEs nach München oder Wien abfahren. Wer hier also Zug fahren möchte, muss sein Gepäck tragen. Ein besonderes Problem haben dabei Rollstuhlfahrer. Die müssen sich vorher anmelden. Dann wird der Zug auf ein anderes Gleis geleitet, auf dem der Aufzug funktioniert. Sonst stecken sie fest.
„Wie ein Auto mit 1 Million Kilometern“
Trotz seines vergleichsweise geringen Alters: Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Aufzug an einem Bahnhof nach 20 Jahren schlapp macht. Aufzüge am Bahnhof zählen zu den meistgenutzten Fahrstühlen. Von einem Techniker erfahren wir: Der Aufzug hat schon ca. 2,7 Millionen Fahrten hinter sich. „Das ist so, als würde ein Auto 1 Million Kilometer auf der Uhr haben. Da ist es normal, dass nicht mehr alles reibungslos läuft.“ Hinzu kommt: Die Aufzüge sind draußen. Daher erhöht sich der Verschließ. „Und nicht jeder geht mit einem Aufzug im Bahnhof gut um. Da werden die Knöpfe schon gerne mal mit den Knien getreten.“ Aber selbst wenn ein solcher Aufzug nach über 2 Millionen Fahrten mal kaputt geht, sollte es doch nicht lange dauern, bis alles wieder geht. Die anderen drei funktionieren ja auch bis auf kleine Ausfälle. Woran es jetzt genau liegt, ist bis heute nicht ganz klar. Techniker, die für die Wartung der Aufzüge verantwortlich sind, sagten dass schon etliche Teile getauscht wurden. Zurzeit geht man davon aus, dass es sich um einen Softwarefehler handelt. Das heißt: Der Fahrstuhl wartet auf ein Signal, was er in dieser Bauform nicht bekommen kann.
Ein weiteres Problem ist, dass die Wartungsfirma nicht für Defekte an solchen Teilen verantwortlich ist und sie auch nicht beheben kann. Dafür müsste der Hersteller selbst kommen. Doch von dort gibt es nur sehr schwammige Informationen. Einerseits weiß niemand, wann der Hersteller kommen soll und beim Hersteller selbst weiß man nichts von monatelangen Defekts. Der Aufzug muss aber noch mindestens zwei Jahre durchhalten. Ein neuer soll erst 2027 kommen. Es bleibt also weiterhin spannend und Bahnkunden mit viel Gepäck müssen wohl noch eine Weile durchhalten und Muskelkraft beweisen.