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Unsere Senioren – eine Gefahr für die Straßen?

12.10.2025, 06:00 Uhr in PrimaSonntag
KW41 Titel Senioren C

BAYER. UNTERMAIN (mg). In der EU wird es neue Regeln für Führerscheine geben - darauf hat sich das EU-Parlament verständigt. Gesundheitstests für ältere Autofahrer spielen allerdings erstmal keine Rolle mehr. Der ursprüngliche Vorschlag, Führerscheine für Menschen über 70 nur noch mit einer Erneuerung alle fünf Jahre zu verlängern, wurde vorerst verworfen.In Spanien und Portugal sind Fahrtauglichkeitstests für Ältere bereits vorgeschrieben. Doch schwere Unfälle mit Beteiligung älterer Autofahrer sorgen immer wieder für Diskussionen, auch in unserer Region.

Erst diese Woche kam es zu einem Unglück auf der Kreisstraße von Jakobsthal in Richtung Sailauf mit einem 71-jährigen Autofahrer. Nach dem Frontalzusammenstoß zweier PKWs hat der ältere Mann leider sein Leben verloren. Drei weitere Personen wurden verletzt. Einige Leser haben Zweifel geäußert: Sie finden, nicht nur ältere Autofahrer sollten überprüft werden, sondern auch die Möglichkeiten, wie man ohne Auto mobil bleiben kann. Streichungen von Busverbindungen, schwer zugängliche Bahnstationen und digitale Hürden im Alltag erschweren insbesondere älteren Menschen ein selbstbestimmtes Leben. Statt zusätzlicher Prüfungen fordert sie mehr Unterstützung und echte Teilhabe für Seniorinnen und Senioren. Doch wie stehen Sie und unsere Leser dem gegenüber? Wir haben Leser aus unterschiedlichen Altersgruppen gefragt: Wer ist gefährlicher im Straßenverkehr - Fahranfänger oder Senioren? Und was denken Sie über einen Fahrtüchtigkeits-Check im Alter?

Fahranfänger

KW41 Ilias und Victoria aus Moemlingen C
Ilias und Victoria aus Mömlingen

Ilias Ilig, 20 aus Mömlingen:

„Senioren ganz klar! Ich fände solche Tests gut, weil es Senioren gibt, die können noch Autofahren, andere können es aber nicht mehr so gut und wollen vielleicht nicht einsehen, den Führerschein abzugeben. Dann sind sie trotzdem auf der Straße unterwegs und fahren einen Mist zusammen! Die Regeln in der Fahrschule waren ja früher auch noch ganz anders und eine Auffrischung so zwischen 65 und 70 Jahren fände ich da schon ganz gut.“

Victoria Breunig. 21 aus Mömlingen:

„Ich sehe das eigentlich wie Ilias, es gibt alte Leute, die fahren noch gut, bei manchen sieht man die Unsicherheit dann aber doch und da wäre vielleicht so ein Test angebracht. Vom Prinzip fände ich da eine Verpflichtung ganz gut, aber ich weiß auch nicht, ob man die Leute dazu zwingen kann. Es ist super schwierig und kommt, glaube ich, immer auf die Situation

Die erfahrene Mitte

KW41 Yvonne Ebel Hock aus Gailbach C
Yvonne Ebel-Hock aus Gailbach

Yvonne Ebel-Hock, 60 aus Gailbach:

„Ab einem gewissen Alter sollte man schon testen lassen. Ich fahre viel Auto. Ich fahre auch noch recht zügig, aber ich sehe auch viele noch ältere Menschen, als ich es bin, die so langsam fahren! Und die behindern dann nicht nur, die gefährden sogar, weil andere Autos dann überholen wollen. Ich habe schon Unfälle gesehen von einem 80-Jährigen, der es gar nicht gemerkt hat, dass er ein Auto mitgenommen hatte, als er um die Ecke gefahren ist. Freiwillig funktioniert da leider nicht. Jemand, der es nicht abgeben will, der wird es nicht freiwillig machen. Also ich finde, das könnte man schon ab einem gewissen Alter verpflichtend machen. Ich denke mal, so ab 70 würde ich vielleicht schon selber mal gucken, ob das noch gut funktioniert. Ich merke ja selbst jetzt schon, dass ich nicht mehr so viel und schnell auf der Autobahn fahre wie früher – und dass man dabei einfach unsicherer wird. Ich finde, die Reaktion sollte man auf jeden Fall testen.“

Senioren

KW41 Lore Hock C

Lore Hock, 85 aus Waldaschaff

„Also ich würde mich schon überprüfen lassen. Vielleicht sollte es aber nichts kosten. Ich hab seit 55 Jahren den Führerschein. Das Thema habe ich mit meinen Kindern besprochen. Mein Mann, der ist ja 90 und fährt noch gut. Unsere Kinder haben gemeint, sie testen den Papa. Wenn die Kinder von der Bahn kommen holt mein Mann Sie ab. Und dann gucken die Kinder und sagen - der kann noch und er muss nirgends hin. Man merkt irgendwann, dass es schwieriger wird mit dem Fahren. Im Dunkeln mache ich das gar nicht mehr und viele Freundinnen von mir auch nicht. Die sind lange nicht so alt wie ich, aber man sieht einfach nicht mehr so gut. Ich bin auch sehr gerne in die Stadt gefahren – und vor allen Dingen oft. Jetzt bin ich sehr sparsam, weil ich 8 Enkel habe. Ich will nicht, dass die Welt kaputt geht. Und da fahre ich, wenn ich alleine bin mit dem Bus. Es ist lächerlich, mit dem großen Auto in die Stadt zu düsen. Da fahre ich dann lieber mit den Öffentlichen, um auch ein bisschen was für die Umwelt zu tun. Wir wohnen an der Hauptstraße - es ist so viel Verkehr. Bis ich rauskomme, muss ich schon 100 Mal den Kopf drehen und gucken. Das ist nicht mehr so schön wie vor 5 Jahren. Ich finde, man ist dann doch unsicherer mit der Reaktion im Alter. Eigentlich müsste die Person selber wissen, ob es noch geht. Und wenn sie unsicher sind, ein paar Fahrstunden entweder mit den Kindern oder mit dem Fahrlehrer nehmen. Und an die Fahranfänger: Einfach gucken, was traue ich mir selber zu - ein Gespür für sich entwickeln. Man muss einfach ehrlich zu sich sein.“