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„Viele Unternehmen werden das nicht überleben!“

07.01.2024, 06:30 Uhr in PrimaSonntag
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BAYER. UNTERMAIN (acm). Alles wird teurer – nicht nur wir Verbraucher ärgern uns immer mehr über die Zahlen auf den Preisschildern beim Einkaufen, auf der Stromrechnung oder beim Tanken. Auch die, die unsere Wirtschaft am Laufen halten, sehen mittlerweile schwarz. Genau deshalb gehen etwa Landwirte, LKW-Fahrer und Lokführer auf die Straße – und ab Montag drohen uns Super-Streiks „wie sie das Land noch nie gesehen hat“, so der Präsident des Deutschen Bauernverbandes Joachim Rukwied.

Man spricht von einem „Horror-Start ins neue Jahr“. Während für die Einen der Horror die vielen Streiks sind, sind die ganzen Teuerungen der Horror für die Anderen. Gerade die Anhebung der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent lässt viele bangen. Wer sich schon vorher kaum Restaurantbesuche leisten konnte, wird es jetzt noch weniger können. Und das bedeutet Existenz-Gefahr für viele Restaurants und Gaststätten. Der Aschaffenburger DEHOGA-Vorsitzende Frank Spieler ist Inhaber des Hotel Christels in Heimbuchenthal – er hat bereits an die bayerische Regierung geschrieben und begrüßt mögliche Proteste der Gastronomen. „Ich wäre auf jeden Fall dabei!“

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Hotel-Chef Spieler setzt sich für Proteste ein. Foto: DEHOGA

Vor lauter Traktor den Streik nicht sehen

Auch die Protest-Stadt Aschaffenburg macht ihrem Namen wieder alle Ehre: Die Querdenker-Nachfolger sind mit ihrer Gruppierung „Rhein Main steht auf“ unterwegs – geplant ist ein großer Traktor-Aufmarsch am Hauptbahnhof. Damit soll erneut vor allem gegen die Ampel-Politik demonstriert werden. Problem nur, dass auch die Landwirte mit ihren Traktoren zum Streiken unterwegs sind. Die Bauern wollen alle A3-Auffahrten von Stockstadt bis Rohrbrunn blockieren – außerdem zahlreiche Straßen im Bachgau, Kahlgrund und Spessart. In Elsenfeld startet ein Konvoi aus Bauern – Spediteure, Handwerker und Gastwirte schließen sich an. Geplant ist eine 70 Kilometer lange Fahrt rund um den Main. Auch wenn die Bundesregierung angekündigt hat, den Bauern entgegenzukommen, wird am Montag trotzdem protestiert. „Das ist ja nur ein mündliches Versprechen. Solange da nichts passiert, gehen wir auf die Straße!“, so Elmar Konrad von den Bauernverbänden am Untermain. „Die Stimmung bei den Bauern ist grottenschlecht, so etwas habe ich noch nie erlebt.“ Außerdem sollte man laut Konrad auch in der nächsten Zeit noch mit Spontanaktionen rechnen. „Uns ist es aber wichtig, nicht die Bevölkerung zu verärgern. Deshalb sperren wir bei den Straßen auch immer nur eine Spur.“

Pakete bleiben liegen

Eine der wirtschaftsbedeutendsten Berufsgruppen hat ebenfalls die Nase voll: Die Transportbranche. Im Dezember wurde die Maut erhöht, im Januar auf weitere Fahrzeuge ausgeweitet. „Es wird immer schlimmer und schlimmer, was die Abgaben angeht“, beschwert sich Stephan Doppelhammer, Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen. Deshalb demonstrieren auch die Spediteure am Untermain kommenden Freitag in München. „Man kann nicht die drittgrößte Wirtschaftskraft in Deutschland mit den Füßen treten! Denn ohne Transport steht alles.“ Auch die Maut-Erhöhung kommt am Ende wieder beim einzelnen Bürger an: Die Transportkosten werden teurer und der Handel schlägt die Kosten dann auf die Produkte um. „Für einen Vierpersonen-Haushalt sind das 450 Euro Mehrbelastung pro Jahr“, so Doppelhammer.

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LBT-Chef Doppelhammer befürchtet ein Unternehmen-Sterben.

Geisterbahnhöfe

Als Autopendler auf die Eisenbahn umzusteigen, macht es wohl auch nicht besser: Denn die Lokführerstreiks könnten beginnen. Wann diese genau stattfinden, ist noch unbekannt. Trotz der laufenden Klage der Deutschen Bahn gegen die Gewerkschaft wird an den Streikplänen festgehalten, so ein GDL-Sprecher. Das bedeutet dann also erneut Stillstand an den Bahnhöfen in Aschaffenburg, Miltenberg und Elsenfeld. Und das sogar bis zu fünf Tage lang.

Das sagen die PrimaSonntag-Leser:

Gabrielle Rieth aus Blankenbach: „Für die Landwirtschaft habe ich Verständnis, aber für die Wutbürger jetzt nicht unbedingt.“

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Gabrielle Rieth aus Blankenbach

Klaus Dieter Streck aus Aschaffenburg: „Ich finde das nicht gut. Die Leute sollten sich alle mal ein bisschen zurücknehmen und nicht gleich immer an die Decke gehen, wenn irgendwelche Kürzungen an sie herangetragen werden.“

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Klaus Dieter Streck aus Aschaffenburg

Manuela Spielmann aus Mespelbrunn: „Bei der Bahn ist es eine Schwierigkeit für die Pendler, die das aushalten müssen, wenn schon wieder keine Züge fahren. Den Bauernverband verstehe ich in gewisser Weise. Der Diesel wird immer teurer und die Subventionen werden immer geringer – dann noch die Landwirtschaft aufrecht zu erhalten, ist schon schwierig.“

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Manuela Spielmann aus Mespelbrunn

Skender Bajram aus Aschaffenburg: „Ich bin selbst LKW-Fahrer und ich bin für die ganzen Proteste. Wir schaffen und ackern und am Ende bekommen wir nix. Wir gehen quasi mit leeren Taschen heim.“

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Skender Bajram aus Aschaffenburg

Stephanie und Wolfgang von der Horst aus Bürgstadt: „Für einen Streik allgemein haben wir schon Verständnis, aber nicht auf diese Art und Weise. Da wird das Streikrecht ein bisschen ausgehöhlt. Und die verlieren unserer Ansicht nach an Glaubwürdigkeit.“

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Stephanie und Wolfgang von der Horst aus Bürgstadt

Thomas Förster aus Strietwald: „Ich habe Verständnis für den Streik. Zwar nicht von allen Parteien, aber die ein oder andere Forderung finde ich durchaus berechtigt.“

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Thomas Förster aus Strietwald

Christine Koch aus Schaafheim: „Verständnis habe ich für den Streik. Irgendein Zeichen möchte man ja setzen.“

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Christine Koch aus Schaafheim