„Ich würde gerne der Viktoria helfen!“

ASCHAFFENBURG/HAMBURG/MÜNCHEN (jg). Die letzten Wochen waren wild für ihn. Die Erfolgsgeschichte des berühmt-berüchtigten Nilkheimer Buben Wolfgang Felix Magath im deutschen Fußball ist endlos. Doch nun musste der Europa-, Vize-Weltmeister und Meistertrainer einen herben Rückschlag bei seinem Ex-Verein HSV einstecken. Dort hatte sich der 71-Jährige als Kandidat für das Amt des ehrenamtlichen Präsidenten ins Rennen geschickt - und wurde abgelehnt. Wie geht‘s jetzt weiter für die Fußball-Ikone? Wir haben ihn im Exklusiv-Interview gefragt!
Herr Magath, Sie hatten in den letzten Wochen sehr viel um die Ohren. Vor allem die Absage Ihrer Kandidatur als Präsident vom HSV. Wie geht es Ihnen?
„Was soll ich sagen? Mir geht es gut! Mein Anliegen war es, dem HSV zu helfen. Deshalb hatte ich mich für die ehrenamtliche Position des Präsidenten zur Verfügung gestellt. Dann haben sich Leute im Verein entschieden, dass ich nicht geeignet wäre, das Präsidentenamt zu übernehmen - das ist halt leider so. Da kann ich nichts dran ändern. Aber das zeigt auch das Problem, das der Profifußball mittlerweile hat - man kann den Profifußball und den „Stammverein“ nicht unter einen Hut bringen. Das ist nicht nur beim Hamburger Sportverein so. Aber natürlich bedaure ich die Entscheidung, da ich der Meinung bin, dass ich dem HSV mit meinem Wissen hätte helfen können. Ansonsten ändert sich ja an meinem Leben nichts.“
Sie hatten ja auch außerordentliche Erfolge mit anderen Vereinen. VfL Wolfsburg, Saarbrücken oder Stuttgart. Wäre das keine Option? Oder war es das mit Ihrer Fußballkarriere?
„Ich hab eine überaus erfolgreiche Karriere gehabt - nicht nur als Fußballspieler, sondern auch als Trainer. Ich bin mit meinem Lebenslauf rundum zufrieden. Ich konnte schließlich immer genau das tun, was mir am meisten Spaß gemacht hat - nämlich im Fußball tätig zu sein. Daher habe ich auch nicht den Drang, jetzt noch irgendetwas beweisen zu müssen. Ich habe Fußball nicht nur geliebt, ich habe ihn gelebt. Was ich neben den möglichen bekannten Tätigkeiten wie Trainer oder Sportvorstand auch gerne noch tun würde, wäre mein Wissen weiterzugeben.“
Ihre Spielerkarriere war geradezu einzigartig - vier Europapokalfinalspiele, von denen Sie auch zwei gewonnen haben. Europameister 1980, doppelter DFB-Pokalsieger, UEFA-Cup Sieger, Deutscher Meister…sticht da etwas für Sie heraus?
„Ich habe in meiner Karriere so viele wichtige Spiele erlebt. Es ist schwierig zu sagen, dass ich ein einziges Highlight habe. Immerhin war ich schon als Spieler in vier Europapokalfinalen. Das sind ja jedes Mal außergewöhnliche Ereignisse. Man muss sich nur mal vor Augen halten, wie viele Spieler überhaupt ein Europapokalfinale erlebt haben. Das sind tatsächlich gar nicht so viele.“
Hätten Sie das jemals gedacht, dass Ihre Karriere so erfolgreich wird?
„Nein, das hätte ich nicht, lange Zeit hatte ich ja gar nicht das Ziel Profi zu werden. Früher war noch deutlich weniger Geld im Umlauf, da war die Freude am Spiel die größte wenn nicht sogar die einzige Motivation.“
Was würden Sie denn dem jungen Wolfgang Felix Magath vom VfR Nilkheim sagen? Welche Ratschläge geben Sie der „nächsten Generation“?
„Was ich aus meinem Leben und meiner Erfahrung gelernt habe, ist: Jeder Mensch hat etwas, was er kann. Aber kein Mensch kann alles. Deshalb wäre mein Ratschlag, das zu finden, worin man gut ist und was einem auch Spaß macht und sich dann dort weiterzuentwickeln und auszubauen. Egal ob das jetzt Fußball ist, oder im Allgemeinen. Viele Menschen leben nämlich meiner Meinung nach unter ihrem eigenen Potenzial.“
Herr Magath, Sie waren schon in vielen deutschen Städten Mannschaftstrainer. Wie viel Aschaffenburger ist denn da hängen geblieben?
„(lacht) Ich bin immer noch Aschaffenburger - der ‚Nilkheimer Bub‘! Das gehört zu meiner Entwicklung dazu und ich bin Aschaffenburg auch unendlich dankbar. Dafür, dass es mir die Möglichkeiten geboten hat, die ich damals hatte - mit allen Höhen und Tiefen. Ich denke gerne an die Zeit zurück und komme auch immer wieder gerne zurück nach Aschaffenburg.“
Könnten Sie sich denn eine Rückkehr zur Viktoria vorstellen?
„Ich habe gelernt, dass man sich selbst immer wieder beschränkt. Deswegen vermeide ich es, das zu tun. Warum soll ich also sagen, dass ich nichts mehr für oder in Aschaffenburg mache? Die Viktoria ist ja auch ein klasse Fußballverein - wenn auch mit ein paar Schwierigkeiten - von außen betrachtet von struktureller Art. Insofern, warum nicht? Ich würde gerne der Viktoria helfen.“