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„Wir haben Angst um unseren Papa!“

23.10.2022, 05:47 Uhr in PrimaSonntag

STOCKSTADT (jm). Zwei Menschen, die sich lieben und gemeinsam mit ihren zwei Kindern ein ganz normales Leben führen - das perfekte Glück. Und genau das wurde einer Stockstädter Familie jetzt von außen genommen. Ihr Papa soll abgeschoben werden. In PrimaSonntag spricht jetzt die verzweifelte, hochschwangere Mutter über das Martyrium, das die Familie in den vergangenen Monaten durchmachen musste.

Die eigentliche Liebesgeschichte der beiden begann vor sechs Jahren. „Wir haben uns über Facebook kennengelernt“, erinnert sich Anne Ackermann. Ihr Mann kommt ursprünglich aus Nigeria, lebte aber zuvor schon seit einigen Jahren in Nordrhein-Westfalen. Vor vier Jahren war das Familienglück durch die Geburt des gemeinsamen Sohnes eigentlich perfekt. „Wir mussten kämpfen, seitdem wir zusammen sind“, berichtet die Stockstädterin. „Wir haben immer das getan, was das Ausländeramt von uns wollte.“ Durch die großen Mühen und den Aufwand gelang es dem Paar immer wieder, die Duldung zu verlängern. Anne Ackermanns Lebenspartner kümmerte sich in all den Jahren leidenschaftlich um seine Familie, auch um die Tochter der Stockstädterin aus einer früheren Beziehung. „Er hat sie immer in den Kindergarten gebracht“, berichtet die verzweifelte Mutter. Vor fünf Monaten dann der Schock für die junge Familie - das Visum wurde nicht verlängert. Der Vater soll abgeschoben werden. Zusätzlich wird ihm das Arbeitsverhältnis abgenommen. „Er hat als Pizzabäcker hier in Stockstadt gearbeitet und für uns gesorgt.“ Zusätzlich ist Anne Ackermann gerade hochschwanger. Für die vier beginnt die wohl schlimmste Zeit ihres Lebens. „Wir haben gebetet, dass er die Duldung wieder zurückbekommt“, erzählt Frau Ackermann mit Tränen in den Augen. „Es ist auch für unsere Kinder ganz schlimm. Von heute auf morgen soll ihr Papa einfach weg sein?“

Aus dem Schlaf gerissen
In der letzten Woche folgte dann ein sehr traumatisierendes Erlebnis für die Familie. „Mein Partner war nicht zuhause“, berichtet Anne Ackermann. „Er war mit einem Freund unterwegs.“ Um halb sechs klopfte es an der Tür: „Aufmachen, Polizei!“ Der Nigerianer sollte fest genommen werden. Die Polizei durchsuchte das Haus, riss auch die Kinder aus dem Schlaf. „Unser kleiner Sohn wollte vier Tage nicht nach Hause kommen“, klagt die 37-Jährige. „Bei jeder Bewegung, wenn das Licht anging, fing er an zu weinen aus Angst vor der Polizei.“ Eine unglaubliche Belastung für Mutter und Kinder. Es war das Glück ihres Lebenspartners, dass er nicht zuhause war. „Sie hätten ihn mitgenommen und säße er jetzt schon im Flieger.“

„Ihm wurde alles genommen“
Schon seit Jahren kämpft eine Rechtsanwältin für ein dauerhaftes Bleibrecht. In sie setzt die Familie ihre ganze Hoffnung. „Ich verstehe nicht, wie das sein kann“, erklärt die Mutter. „Er hat ein leibliches Kind mit einem deutschen Pass und in Kürze kommt noch eines dazu. Normalerweise dürfen solche Leute nicht abgeschoben werden.“ Auch eine geplante Heirat wird dem Pärchen verbaut. „Wir mussten immer wieder Papiere schicken und beantragen. Der Prozess hat allerdings so lange gedauert, dass die Papiere wieder verfallen sind.“ Der Familienvater steht vor dem Nichts. „Jeder Papa mit Herz kann es sich vorstellen, wie es sein muss, von seinem Kind und seiner Familie weggerissen zu werden“, beschreibt Frau Ackermann. „Ihm soll alles genommen werden. Sein Zuhause, seine Kinder, seine Arbeit!“ Die Mutter ist verzweifelt. Ihre Familie blickt in eine ungewisse Zukunft.