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"Bitte aufstehen, der nächste Gast wartet!"

11.06.2023, 06:30 Uhr in PrimaSonntag
KW23 Titel Restaurants 3

BAYER. UNTERMAIN (kh/mz). Den Alltag kurz vergessen, sich bedienen lassen und dazu gemütlich essen. Doch mit dieser Gemütlichkeit könnte es in unseren Restaurants bald vorbei sein. Denn mit der „Zwei-Stunden-Regel“ könnte sich unser Restaurantbesuch grundlegend ändern. Demnach dürften wir höchstens noch zwei Stunden im Lokal verbringen - danach ist Schluss. Wie wird dieser Vorschlag in unserer Region diskutiert? Und was denken Gastronomen und Leser darüber?

„Ihre Zeit ist leider abgelaufen.“ Einen solchen Satz von einem Kellner in unserem Lieblings-Lokal? Schwer vorstellbar, aber vielleicht bald Realität. Denn aktuell tobt eine Diskussion über Zeitlimits in der Gastronomie. Heißt konkret: Ein Restaurant kann vorschreiben, dass der Besuch nach spätestens zwei Stunden vorbei ist. Bevor das Dessert bestellt wurde, wird die Rechnung gereicht? Ein solches Zeitlimit kann das gemütliche Abendessen ganz schön vermiesen. Doch warum schwappt dieser Trend, der beispielsweise in den USA ganz normal ist, jetzt zu uns? Viele Gastronomen sehen die Vorteile dieser Regelung. Mehr Gäste können in die Restaurants - auch zu stark frequentierten Zeiten. Frank Spieler vom Hotel- und Gaststättenverband Aschaffenburg sieht solche Regelungen auch in Zukunft eher als Randphänomen. „Ich glaube nicht, dass sich diese Regel flächendeckend durchsetzen wird.“ Trotzdem: „Wenn man sein Restaurant im Zentrum, also in einer Top-Lage hat, musst du deine Plätze gut verkaufen, um Geld zu verdienen. Wer bis zu 20.000 Euro Pacht für eine Top-Lage zahlt, muss natürlich auch Umsatz generieren. Man muss verstehen, dass der Dienstleister Geld verdienen will.“ Spieler sieht die Regelung zwar insgesamt als nicht kundenfreundlich, hat aber Verständnis für Gastronomen, die Zeitlimits einführen. „Einen Tod muss man schlussendlich sterben.“

DAS SAGEN DIE GASTRONOMEN

KW23 Restuarants 11
MainWirtshaus

Vahdet Alihodzic, Mitinhaber von MainWirtshaus: „Ich kann durchaus die Argumente für ein solches Zeitlimit nachvollziehen, aber für unser Restaurant wäre das keine Option. Das ist viel zu hektisch und hat mit einem schönen Restaurantbesuch nicht mehr viel zu tun. Reingehen, Essen und dann wieder gehen – da fühlt man sich ja wie auf einer Busfahrt. Hinzu kommt, dass man für mehr Gäste natürlich auch mehr Personal braucht.“

KW23 Restaurants 10
Hohe Warte

Familie Tobias: „Ich habe dazu gemischte Gefühle. Wenn ich jetzt in der Sommerzeit genug Sitzmöglichkeiten habe, ist das Blödsinn. Im Winter ist es dann was anderes, da ist das schon eher sinnvoll. Wenn Menschen nämlich nur was trinken, nehmen sie speisenden Gästen den Platz weg. Aber wir wollen das nicht einführen.“

KW23 Restaurants 3
Honischland

Andreas Martinez: „Essen ist Genuss und Kommunikation. Das ist das Konzept der Tapas Bar. Solche Spielchen machen wir deswegen nicht. Wir wollen, dass es unseren Gästen gut geht und sie nicht verscheuchen. Wir sind ja nicht McDonalds.“

DAS SAGEN DIE LESER:

KW23 Restaurants 1
Familie Kreipp aus Aschaffenburg:

„Das ist ja bescheuert. Wenn es aber ein richtiges Speiseresteraunt ist, dann ist es auch nicht höflich wenn man nur trinkt. Aber abends ist es ja immer echt gesellig“

KW23 Restaurants 3
Frau Wybierski aus Aschaffenburg:

„Das finde ich nicht richtig. Man trifft sich ja mit jemandem und will ein bisschen länger da bleiben. Hier gibt’s auch ein Café, bei dem man nach dem Frühstück gehen muss, das ist sehr ungemütlich. Die Leute wissen nur leider manchmal nicht, wo sie hin sollen.“

KW23 Restaurants 4
Gabi Hüttel aus Aschaffenburg

„Schwierig. Manchmal reichen zwar zwei Stunden, aber wenn da dann noch eine Bar dabei ist, will man ja noch bisschen sitzen bleiben. Kommt dann aufs Restaurant an.“

KW23 Restaurants 6
Hannah Glaser aus Sailauf

„Das wird dann auf jeden Fall nicht unsere Lieblingskneipe. Es ist vielleicht als Grundregel bisschen doof sowas einzuführen, weil die Menschen ja auch viel trinken nach einer gewissen Zeit.“

KW23 Restaurants 8
Jürgen und Elisabeth Etzel aus Aschaffenburg

„Eigentlich halten wir nichts davon. Da sind zwei Stunden bissi knapp, wenn man was essen will. Das soll sich nicht durchsetzen, weil man sich ja auch die Zeit vertreiben will. Wir sitzen schon immer drei bis fünf Stunden irgendwo, wenn es uns gefällt.“