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"Die Rettung dauert oft einfach zu lange"

17.06.2023, 06:00 Uhr in PrimaSonntag
Kw24 Titel
Unsere Badeseen und der Main laden zum Entspannen ein, aber auch Vorsicht ist geboten.

BAYER. UNTERMAIN (kh).Ob öffentlicher Badesee, Swimmingpool oder Gartentonne - bei zunehmend warmen Temperaturen sehnen sich die Menschen nach Abkühlung. Nicht umsonst haben rund zwei Millionen Deutsche mittlerweile einen Pool im Garten. Doch was nach Entspannung klingt, kann schnell in einer Tragödie enden. Allein in Bayern ertranken vergangenen Sommer 59 Menschen - so viele wie in keinem anderen Bundesland. Dazu kommt noch: Es gibt immer weniger Rettungsschwimmer. Was können wir also tun, um Mensch und Tier vor dem Ertrinken zu schützen? PrimaSonntag klärt über alle Gewässer-Gefahren auf.

Schockmeldungen über das Ertrinken von jungen Menschen erreichen uns im Sommer viel zu häufig. Im benachbarten Hessen ertranken zum Beispiel zwei Jugendliche vor kurzen im Badesee. In Rodgau starb 2021 ein elf Jahre alter Junge bei einem Badeunfall. Aber auch unsere Region ist schwer betroffen: 2019 ertrank ein 27-Jähriger am HonischBeach in Niedernberg und am Kahler See wurde im August letzten Jahres eine große Vermisstensuche gestartet. In Marburg wurde sogar ein Bürgermeister zu einer hohen Geldstrafe verurteilt, weil drei Kinder im lokalen Dorfteich ihr Leben ließen. Aus diesem Grund schloss auch der nicht weit entfernte Langenselbolder Kinzigsee im März für Passanten vorübergehend seine Pforten. Denn Bürgermeister Timo Greuel hatte Angst, ihm würde etwas Ähnliches widerfahren. Bei einem städtischen Strandbad könne er nämlich, im Falle eines tragischen Badeunfalls, persönlich zur Rechenschaft gezogen werden. Das gilt im Übrigen auch für alle anderen Arten von Gewässern, da es eine sogenannte Verkehrssicherungspflicht gibt, wonach jede Person für selbst geschaffene Gefahren Maßnahmen treffen muss, die Menschen vor Schäden bewahren. Heißt: Man muss selbst die Gartentonne kindersicher machen.

Jedes kühle Nass
hat seine Tücken
Jedes fünfte Grundschulkind ist laut DLRG-Statistik Nichtschwimmer. Außerdem ertrinken Kinder generell schneller, da sie in eine Art Schockstarre verfallen, sodass sich die Lunge nicht wie bei Erwachsenen mit Wasser füllt, sondern sie mangels Einatmung einfach ersticken. Da ist es auch nicht gerade beruhigend, wenn man hört, dass die meisten Strandbäder der Region derzeit über akuten Rettungsschwimmer-Mangel klagen. Jedoch muss der Betreiber einer öffentlichen Badeanstalt eine Badeaufsicht stellen, um öffnen zu dürfen. Neben den Rettungsschwimmern vor Ort unterstützt die Wasserwacht an Wochenenden und Feiertagen alle Badeseen der Region, so Sven Oster, Einsatzleiter der Wasserwacht Aschaffenburg. „Im Falle eines Unfalls wird sofort der Notruf getätigt, das Boot besetzt und die Einsatztaucher machen sich bereit.“ Trotzdem heißt es auch hier: Aufgepasst! Denn die Gefahrenschwerpunkte bei Seen sind vor allem die schlechte Sicht und der Kälteunterschied nach einem aufgeheizten Sonnenbad. „Es dauert einfach zu lange, eine ertrinkende Person mitten auf dem See zu erreichen“, so der Wasserwachtleiter. Deshalb gilt, seine eigene Kraft nicht zu überschätzen und nicht zu weit rauszuschwimmen und sich vorher gründlich abzukühlen. Auch im Main schwimmen ist nicht verboten, aber davor warnt die Wasserwacht: „Es ist absolut unübersichtlich und die Strömung mit bis zu 10km/h kann absolut lebensgefährlich sein.“

KW24 Gewaesser 9
Sven Oster, Einsatzleiter der Wasserwacht Aschaffenburg

Die Gefahr lauert
auch im Garten
In der Corona Zeit haben die Menschen ihr Zuhause lieben gelernt. Nicht umsonst sind viele von öffentlichen Bädern auf hauseigene Pools umgestiegen oder suchen Abkühlung in der heimischen Regentonne. Sie wird gerne zum Auffangen von Regenwasser, auch ohne Deckel, im Garten platziert und ist mit knapp 100 Litern die unterschätzte, aber tödliche Gefahr für Kleinkinder. Davor warnt auch Sven Oster. „Es kann leider durchaus passieren, dass ein Kind kopfüber in die Regentonne fällt. Das Kind versinkt nach innen und hat keine Chance von alleine rauszukommen.“ Deswegen rät Oster zu Vorsichtsmaßnahmen. „Am besten, man deckt die Tonne mit einem Netz ab, um zu verhindern, dass da jemand aus Versehen reinkrabbelt. Es gibt auch schon Notfälle von längerer Zeit vermissten Kindern, die in einer Regentonne waren. Da hat sie niemand vermutet.“ Gerade zu den anstehenden heißen Monaten, wollen wir alle möglichst viel Badespaß genießen und mit ein paar einfachen Vorsichtsmaßnahmen können Tragödien beim Baden auch in Zukunft verhindert werden.

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Mainparksee
KW24 Gewaesser 5
Niedernberger See
KW24 Gewaesser 7
Kahler See