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Die Steuersünden der Region

22.10.2023, 06:30 Uhr in PrimaSonntag
KW42 Titel

BAYER. UNTERMAIN(mz). Großprojekte, die gescheitert sind oder sich über Monate verzögern. Auch in unserer Region gibt es zahlreiche Fälle, in denen unser Geld aus dem Fenster geschmissen wurde. Vom Aschaffenburger Regenüberlaufbecken bis zum Aussichtssteg im Alzenauer Energiepark. Überall gab es große Probleme, die uns teuer zu stehen kommen. PrimaSonntag hat die größten Geldverbrenner der Region gesammelt und nachgefragt, ob es für die Großprojekte noch Hoffnung gibt.

KW42 Geldverschwendung 1
Aussichtssteg Energiepark Alzenau

Eigentlich waren es nur ein paar kleine Ausbesserungsarbeiten, die am Aussichtssteg im Alzenauer Energiepark vorgenommen werden sollten. Doch beim Austausch der maroden Holzbohlen gab es eine heikle Entdeckung. Die darunter liegende Stahlkonstruktion wies massive Korrosionsschäden auf. Konsequenz: Der 74 Meter lange Steg wurde gesperrt - monatelang. Nun hat eine Prüfung ergeben, dass die Stadt keine Ansprüche an eine Firma geltend machen kann. Die Stadt muss die Sanierung des Aussichtsstegs aus eigener Tasche zahlen. Auf PrimaSonntag-Anfrage schätzt die Stadt die Kosten auf etwa 25.000 Euro. So richtig warm wurden die Alzenauer mit ihrem Aussichtssteg ohnehin nie - oft wurde diskutiert den Steg zu erweitern, etwa durch eine Wendeltreppe. Kein Vorschlag ließ sich realisieren – aus Kostengründen. Monatelang war der Steg für Besucher gesperrt – jetzt kommt Bewegung in die Sache. Laut Angaben der Stadt soll die Sanierung Anfang November abgeschlossen sein.

KW42 Geldverschwendung 5
Markus Hellenthal aus Mömbris

„25.000 Euro – könnte man durchaus für was anderes benutzten. Vor allem, wenn er nicht so häufig besucht ist. Weiß nicht, ob das so sinnvoll ist.“

KW42 Geldverschwendung 6
Werner Neumann aus Alzenau:

„Ich finde es nicht schlimm, dass die Stadt die Kosten tragen muss. Da wird so viel Geld rausgeschmissen für unsinnige Sachen. Dann lieber das Geld dafür ausgeben.

KW42 Geldverschwendung 2
Hallenbad Mömlingen

Kein Hallenbad in unserer Region hat für so viele Schlagzeilen gesorgt wie das in Mömlingen. Das alte Hallenbad wurde abgerissen, ein neues sollte gebaut werden – eigentlich. 2020 hatten sich bei einem Bürgerentscheid noch 60 Prozent dafür entschieden. Doch danach stiegen die Kosten dramatisch. Ein weiterer Bürgerentscheid wurde durchgeführt – diesmal entschieden sich die Mömlinger gegen das neue Bad. 55 Prozent sprachen sich gegen den Neubau aus. Vor allem der örtliche DLRG-Verband zeigte sich enttäuscht von dem Votum. Doch es half nichts: Mömlingen bekommt kein neues Hallenbad. Fragt sich nur, was mit dem Geld nun passiert. Die Kosten für die Planung und die zwei Bürgerentscheide summierten sich immerhin auf 1,3 Millionen Euro. Laut PrimaSonntag-Recherche bleibt die Gemeinde auf diesem Batzen Geld sitzen. Mömlingen muss die angefallenen Kosten übernehmen. So ist am Ende das Geld weg – und das Hallenbad auch.

KW42 Geldverschwendung 12
Hubert Weis aus Mömlingen

„Dass wir jetzt auf den Kosten sitzenbleiben, ist natürlich nicht in Ordnung, aber wir müssen es akzeptieren. Ich war sowieso immer dafür, dass das Hallenbad gebaut wird.“

KW42 Geldverschwendung 13
Gisela Kritscher aus Mömlingen

„Ich fand den zweiten Bürgerentscheid sowieso unnötig. Hätte man das Hallenbad lieber sofort gebaut – das lange Warten war der Fehler. Jetzt sind die Kosten natürlich enorm.“

KW42 Geldverschwendung 3
Karlstein Umgehungsstraße

Es war ein echtes Mammutprojekt, das die Gemeinde Karlstein knapp 20 Jahre lang beschäftigte. Im März konnte dann endlich die neue Ortsumgehungsstraße eröffnet werden – nach sechs Jahren Bauzeit. Schätzungsweise 18.000 Autos und LKWs führen täglich über die Hauptverkehrsachse. Mit der neuen Trasse sollten primär die LKWs aus dem Ort herausgehalten werden. Durch die neue Umgehungsstraße sollte sich die Anzahl der Autos mehr als halbieren. 32 Millionen Euro hat sie gekostet – 8 Millionen entfallen auf die Gemeinde Karlstein. Doch nur wenige Wochen später wurde klar: Viele Autofahrer nutzen die Ortsumgehung überhaupt nicht. Aufgrund der Ampeln und Kreisel ist es für sie bequemer, einfach weiter durch Dettingen zu fahren. Mittlerweile - knapp sieben Monate nach der Eröffnung - scheint sich die Situation zu verbessern. „Wir sind sehr zufrieden mit der Bauausführung, die Beschilderung steht aber noch aus“, sagt Bürgermeister Peter Kreß. Eine genaue Zählung, wie viele Autofahrer die Ortsumgehung nutzen, habe es noch nicht gegeben. Bei PKWs sehe die Gemeinde aber noch Verbesserungspotential.

KW42 Geldverschwendung 7
Roman Ott aus Karlstein

„Die Umgehungsstraße wird gerne von den Lastern genutzt. Privatautos fahren dort relativ selten. Diese Straße ist eigentlich unnütz. Es wurde viel Geld reingesteckt. Lohnt sich nicht, meiner Meinung nach.“

KW42 Geldverschwendung 9
Andrea Unkelbach-Henn aus Karlstein

„Grundsätzlich ist es eine gute Idee. Ob es tatsächlich so angenommen wird, glaube ich eher weniger. Für den LKW-Verkehr ist die Straße aber sehr sinnvoll. Die Leute hier müssen sich erst daran gewöhnen. Für die Anwohner ist es aber auf jeden Fall eine große Entlastung.“

KW42 Geldverschwendung 4
Regenüberlaufbecken

Es ist das Millionengrab an der Aschaffenburger Willigisbrücke. Monatelang liegt sie schon still - die undichte Baugrube des Regenüberlaufbeckens. Im aktuellen Haushaltsplan der Stadt Aschaffenburg sind für Regenüberlaufbecken und Pumpwerk Gesamtkosten in Höhe von 30,5 Millionen Euro veranschlagt. Eine konkrete Angabe über die Mehrkosten kann die Stadt noch nicht machen, da die Sanierungsplanung noch nicht endgültig geprüft und freigegeben ist. „Die Schadenshöhe wird jedoch mehrere Millionen Euro betragen“, sagt die Pressesprecherin der Stadt Aschaffenburg Carla Diehl. Doch wie geht es an der Baugrube weiter? Aktuell wartet die Stadt auf die Freigabe für die Sanierung. Sobald diese da ist, entscheidet der Stadtrat über den Weiterbau. „Parallel zur Sanierungsplanung laufen die Verhandlungen der Stadt mit den Baufirmen über die Kostentragung der Havariekosten.“

KW42 Geldverschwendung 14
Elvira Winkler-Scheerer aus Aschaffenburg

„Es ist ein bisschen schwierig zu verstehen, warum man da so viele Gutachten braucht. Klar, das ist Geldverschwendung. Irgendwie muss man das in den Griff kriegen. Mich ärgert das auch, dass es nicht fertig wird. Da unten ist ewig Baustelle, das ärgert mich am meisten.“