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"Hier wird gegen den Einzelhandel gearbeitet"

11.02.2024, 06:00 Uhr in PrimaSonntag
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ASCHAFFENBURG/BAYER. UNTERMAIN (fs). Nur schnell mal mit dem Auto in die Stadt fahren, um ein paar Erledigungen zu machen? Das ist in manchen Orten kaum noch möglich. Eine Parklücke am Straßenrand zu finden, gleicht einem Sechser im Lotto. Kostenlose Parkplätze? Nahezu Fehlanzeige! Bei großen Events wie dem Weihnachtsmarkt oder dem Stadtfest in Aschaffenburg sind sogar die Parkhäuser reihenweise besetzt. Viele Menschen meiden mittlerweile die Innenstädte, das verführt natürlich zum Kauf im Internet und schadet dem wichtigen Einzelhandel. PrimaSonntag hat die Parkplatzsituation am Bayerischen Untermain unter die Lupe genommen.

Parken auf dem Volksfestplatz in Aschaffenburg ist ab sofort kostenpflichtig. Diese Neuigkeit führte bei den Menschen am Bayerischen Untermain Anfang der Woche zu großer Empörung! „Frechheit“, schreibt eine Facebook-Nutzerin bei primavera24. Doch die Stadt hat ihre Gründe für die neuen Gebühren. Manche Autos seien einfach wochenlang abgestellt worden. Teilweise sei es schwierig gewesen, den Platz vor Veranstaltungen rechtzeitig zu räumen. Dazu kämen Logistikunternehmen, die die Fläche für den Güterumschlag nutzen würden. Für die dadurch entstandenen Schlaglöcher müsse die Stadt aufkommen. Verhältnismäßig sind die Parkgebühren auf dem Volksfestplatz gering. 50 Cent pro Stunde. Doch das Problem: Zahlen geht nur mit einem Smartphone und einer App. Was im ersten Moment sehr fortschrittlich erscheint, könnte für Senioren und Menschen mit geringem Datenvolumen schnell schwierig werden. „Dann wird man halt künftig nicht mehr in der Stadt einkaufen!“, schreibt ein weiterer User auf Facebook. Und genau dort liegt das Problem. Parkplätze in den Innenstädten sind rar. An vielen Orten ist Kartenzahlung beim Parkplatz gar nicht möglich. Nur bar oder sogar per Münzeinwurf.

In Alzenau noch mehr kostenlose Parkplätze

„Wir haben verhältnismäßig noch sehr günstige Parkplätze in Aschaffenburg.“, argumentiert Oberbürgermeister Jürgen Herzing. „Fahren Sie mal nach Hanau, Würzburg oder Offenbach… Da ist es viel teurer als bei uns!“ Etwas entspannter ist die Situation in Alzenau. An der Burg befindet sich ein großer Parkplatz, auf dem kostenloses Parken auf unbegrenzte Zeit möglich ist. Auch in Miltenberg gibt es am Mainufer das Angebot, die erste Stunde kostenlos zu parken. Unbegrenzt gratis parken ist hier allerdings nicht möglich. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel sind für viele keine Alternative. Zu teuer. Kostenloses Bus fahren an Samstagen in Aschaffenburg könnte es ab Juli gar nicht mehr geben. „Die Autofahrer nutzen das Angebot der kostenlosen Busse kaum. Nur die Fußgänger und Radfahrer. Die Parkhäuser sind samstags genauso voll wie vorher“, meint Jürgen Herzing. Durch das 49 Euro-Ticket lohne sich das Angebot nicht mehr, das die Stadt im Jahr viel Geld kostet.

Innenstädte werden leerer

Gleichzeitig klagen die Städte und Gemeinden über immer leerer werdende Ortskerne. Spielen immer teurer werdenden Parkplätze eine Rolle? Für kleine Geschäfte und Gastronomen wird es schwieriger zu überleben. „Ich habe das Gefühl, jeder kämpft dafür, dass die Menschen wieder in die Städte kommen. Nur in Aschaffenburg tut man alles dagegen!“, beschwert sich Marco Schwarzkopf, Vorsitzender des Einzelhandelsverbands in Stadt und Kreis Aschaffenburg. „Bei jeder Kleinigkeit verhängt das Ordnungsamt in Aschaffenburg Strafen. Gehen Sie mal nach 22 Uhr abends in die Innenstadt. Die ist wie leergefegt. Junge Menschen gehen nicht mehr in Aschaffenburg zum Feiern!“ Online-Händler sieht Schwarzkopf weniger als Konkurrenz für den Einzelhandel. Die Kunden seien vor allem nach Corona wieder mehr darauf aus, den Kontakt zu den Menschen zu suchen. Trotzdem ist er der Meinung, dem Einzelhandel, der es schon schwer genug habe, würde es in Aschaffenburg nur noch schwerer gemacht. Nicht zuletzt durch die Parkplatz-Situation. „Ich finde die neue Regelung auf dem Volksfestplatz unverschämt. Meine Mitarbeiter und ich nutzen den Platz sehr häufig. Die Stadt bekommt dort keinen Cent von mir! Das habe ich so auch meinen Mitarbeitern gesagt!“ Herzing wiederum sieht keinen Zusammenhang zwischen Parkgebühren und dem Aussterben der Innenstädte. „Das ist Unsinn! Wir tun viel dafür, den Ortskern attraktiv zu halten.“ Auch der Miltenberger Bürgermeister Bernd Kahlert sieht das Aussterben der Innenstädte eher im Kaufverhalten der Menschen: „Die Parkplatzsituation macht bestimmt nur einen kleinen Teil aus.“ Trotzdem überlegt die Stadt Miltenberg, ihre Taktik bei den Parkplatzgebühren zu ändern: „Wenn die erste Stunde die teuerste wäre, und die Menschen danach weniger zahlen, dann bleiben sie vielleicht länger in der Stadt, als wenn sie nach einer Stunde wieder fahren.“ Ob die Parkplatzsituation am Bayerischen Untermain wirklich eine Ursache der aussterbenden Innenstädte ist, bleibt offen.

Das sagen unsere Leser in Alzenau

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Julian Zavahir aus Offenbach:Ich komme gerne nach Alzenau in die Bücherei. Meine Kinder wohnen hier. Man findet zwar immer einen Parkplatz. Aber nur eine Stunde zu parken, wird manchmal schon knapp. Die Plätze, wo man unbegrenzt parken kann, sind häufig voll. Ich komme aber trotzdem gerne in die Innenstadt zum Einkaufen. Ich möchte die Sachen anfassen können.“

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Malte und Sören Carlsson aus Alzenau:Wir bekommen in Alzenau immer einen Parkplatz. Wir schauen immer, dass wir zwei Stunden Zeit haben. Dann gehen wir in die Bücherei und einen Kakao trinken. Es gibt einfach alles hier in Alzenau. Und wenn man nichts findet, dann hat man etwas falsch gemacht.“

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Anja Steigerwald aus Großkrotzenburg: Im Vergleich zu einer Großstadt ist die Parkplatzsituation in Alzenau sehr gut. Wir finden hier immer einen Parkplatz und müssen nicht so weit laufen. Wenn meine Tochter hier beim Tanzkurs ist, gehe ich gerne hier mal einkaufen – ins Schuhgeschäft oder den Kinderspielladen. Ich kaufe aber auch viel online.

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Martina aus Langenselbold: „Ich komme gerne nach Alzenau zum Kaffee trinken. Es ist einfach schön hier. Die Parkplatzsituation finde ich ausreichend. Nur wenn Veranstaltungen sind, dann findet man auch hier nichts. Ich finde einkaufen in der Stadt viel persönlicher. Da kann ich die Sachen anprobieren.“

Das sagen unsere Leser in Aschaffenburg

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Felix Anukam aus Aschaffenburg: „Die Preise gehen, aber es ist schwierig in der Stadt freie Parkplätze zu finden.“

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Claudia Wienand und Karl-Heinz Schuler aus Aschaffenburg-Damm: „Wir laufen in die Stadt, um Bewegung zu haben und sparen uns so die Parkgebühren. Die haben sich ganz schön drastisch erhöht. Jetzt werden auch noch auf dem Volksfestplatz Parkgebühren verlangt, das finde ich eigentlich ungerecht.“

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Ulrich Wessel ist oft in Aschaffenburg: „Die Parkplatzsituation ist für mich in Ordnung. Es gibt ein paar Parkplätze, wo man kostenlos parken kann. Klar kosten die Parkhäuser eine Gebühr, aber im Vergleich zu anderen Städten ist das noch in Ordnung.“

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Gisela Eichstätter und Renate Richter aus Schweinheim „Es sind fast keine Parkplätze mehr da, die nichts kosten und die Parkgebühren wurden erhöht. Das läppert sich ganz schön. Wenn Sie einen Arzttermin haben oder einen Kaffee trinken gehen, kostet das Parken schnell mal vier bis fünf Euro. Es ist okay, wenn man eine Gebühr verlangt, aber maximal ein Euro die Stunde sollte es sein.“

Das sagen unsere Leser in Miltenberg

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Marianne aus Miltenberg und Gerlinde aus Kleinheubach: „Ich finde die Parkplatzsituation nicht so gravierend. Meistens fahre ich zum Bummeln oder für einen Arztbesuch in die Innenstadt.“ „Naja, es geht eigentlich. Wenn ich da bin, parke ich sowieso immer nur kurz. Vorgestern war ich in der Stadt, da hab ich für eine Stunde bezahlt. Das hat gereicht.“

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Rebekka Frosch und Christine Pieperhoff aus Miltenberg: "Die Parkplätze sind für Touristen bezahlbar. Für Anwohner ist es nicht fair geregelt, weil die Dauerparkplätze ziemlich teuer sind. Online-Shopping mögen wir nicht so gerne, man sollte die örtlichen Geschäfte unterstützen."

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Josef Fella aus Kleinheubach:Mir gefällt die Parkplatzsituation nicht, weil mir das Bezahlen mit der App zu modern ist. Damit habe ich einfach Probleme.“

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Manfred und Petra Schwab aus Stadtprozelten: "Wir sind zufrieden. Mit der Park-App muss man nur das Nummernschild eingeben und einen Platz haben wir auch gefunden. Wir kaufen am liebsten in der Stadt ein aber das wird immer schwerer, weil viele Geschäfte zu machen."