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Seine Karriere endete mit einem Knall

07.05.2023, 06:30 Uhr in PrimaSonntag
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KLEINWALLSTADT (jm). Eben reckte er noch den DFB-Pokal in die Höhe - kurz darauf ist alles vorbei. Die Geschichte von Helmut Gulich zeigt, wie schnell es im Fußball nach oben und auch wieder nach unten gehen kann. In PrimaSonntag blickt das ehemalige, vielleicht größte Kleinwallstädter Talent auf seine Karriere zurück.

„Mit etwa sieben Jahren habe ich angefangen Fußball zu spielen“, erinnert sich Helmut Gulich. Daraufhin durchlief der gebürtige Kleinwallstädter alle Jugenden in seinem Heimatverein und kam schon mit 17 Jahren in die Herrenmannschaft - nach einem Jahr folgte dann sein Durchbruch. „Ein Scout von der Eintracht beobachtete mich bei unseren Spielen und lud mich zum Training ein“, erklärt der ehemalige Mittelstürmer. Kurz darauf wechselte er zur Amateurmannschaft des Bundesligisten. „Aus der B-Klasse in die Hessenliga.“ Dabei wurde dem Kleinwallstädter schnell klar, dass hier ein anderes Niveau herrscht. „Beim ersten Waldlauf wurde direkt mit Sprints losgelegt. Meine Mitspieler mussten mich dann unter natürlich großem Gelächter im Wald suchen. Ich war verschollen.“ Doch Gulich setzte sich durch und feierte schließlich mit 21 Jahren sein Profidebüt auswärts beim großen FC Bayern München. „Das war schon toll, vor so einer großen Kulisse im Olympiastadion“, erinnert sich Gulich. „Auch wenn wir verloren haben.“ Die Profi-Zeit in Frankfurt beschreibt der heute 62-Jährige als unruhig. „Trainerprobleme und viele Wechsel.“ Allerdings trainierte Gulich mit einigen Legenden wie Körbel und Nickel - Bum-kun Cha war sogar sein Zimmerkollege. „Er war nebenbei so eine Art Laienpriester“, erinnert sich Gulich. „Einmal war er nachts einfach weg und hat stundelang im Bad in der Bibel gelesen.“

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Helmut Gulich blickt auf eine spannende Karriere zurück.

Durchbruch in Uerdingen
1983 kehrte Gulich der SGE schließlich den Rücken und schloss sich Aufsteiger Bayer Uerdingen an. „Das war die erfolgreichste Zeit meiner Karriere.“ Gulich kam direkt in die Mannschaft und schoss endlich seine ersten Bundesliga-Tore, dazu spielte die Mannschaft vorne mit. Zwei Jahre später feierte der Stürmer mit Uerdingen sogar den DFB-Pokal-Sieg im Finale gegen Bayern München. „Die Atmosphäre damals in Berlin war schon Wahnsinn“, erinnert sich Guhlich. „Auch der Empfang in Uerdingen war wirklich ein Erlebnis.“ Allerdings kam der damals 24-Jährige in dieser Saison nur in einem Pokalspiel, in dem er zwei Tore schoss, zum Einsatz - das ganze Jahr über war er von Verletzungen geplagt. „Ich hatte immer wieder Probleme mit der Ferse“, erklärt Gulich. Dabei wurde er zusätzlich unter Druck gesetzt. „Es hieß: Wenn du einen neuen Vertrag willst, musst du spielen und trainieren.“ Schließlich bekam er vor und nach jedem Training Spritzen gegen die Schmerzen. „Rückblickend hat mich das wohl meine Karriere gekostet.“

Karriereende mit 24
Gulich wechselte nach Hannover, für die er allerdings kein Spiel mehr machte. In der Vorbereitung erlitt er einen Achillessehnenausriss aus dem Fersenbein. „Es tat einen richtig lauten Knall auf dem Platz.“ Folge: Karriereende mit 24 Jahren! „Für mich war es eine sehr schlimme Zeit. Ich war Fußballer mit Leib und Seele.“ Zwei Jahre lang trieb er daraufhin gar keinen Sport und ging zurück in seinen Beruf als Autoverkäufer. Schließlich zog es ihn dann zurück zu seinem Heimatverein. „Für mich war immer klar, sollte ich zurückkommen, gehe ich zum FC Kleinwallstadt.“ Fünf bis sechs Jahre spielte er dann nochmal in der Heimat und feierte unter anderem zwei Aufstiege. Heute ist Helmut Gulich berufstätig und verbringt viel Zeit mit seiner Familie - auf dem Sportplatz sieht man ihn nur noch selten. „Ab und zu schaue ich noch Fußball, allerdings gefällt mir die Kommerzialisierung überhaupt nicht.“ Seine Karriere bleibt damit ein großes und auch tragisches „Was wäre wenn…“ ohne seine Verletzungen.