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Sommermärchen vom Untermain

19.05.2024, 06:00 Uhr in PrimaSonntag
KW20 SPORT EM

FRANKFURT/HAIBACH/ROTHENBUCH (mg). Deutschland freut sich auf ein zweites Sommermärchen - die Europameisterschaft ist nicht mehr weit entfernt. In weniger als einem Monat tummeln sich Menschen aller Nationen in unseren Städten und erleben einen unvergesslichen Fußballsommer. Zwei der Hauptverantwortlichen des Turniers kommen aus unserer Region: Markus Stenger aus Haibach und Max Geis aus Rothenbuch. PrimaSonntag hat beide im Euro-Hauptquartier in Frankfurt getroffen…

Ein Haibacher und ein Rothenbücher an der Spitze einer Fußballeuropameisterschaft. Klingt eigentlich unvorstellbar, ist in diesem Sommer aber der Fall. Seit 2017 ist Markus Stenger für das Bewerbungsverfahren der EM beim DFB zuständig. Zusammen mit Philipp Lahm stand er zusammen an der Spitze der 2019 gegründeten DFB EURO GmbH. Während Lahm bei der Heim-EM die Rolle des Turnierdirektors übernimmt, fungiert Stenger neben Andreas „Mex“ Schär als Geschäftsführer der EURO 2024 GmbH. Deren Sitz befindet sich in der ehemaligen DFB-Zentrale an der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise. Dort trifft unser Reporter Matthias Goldhammer nicht nur auf Stenger, sondern auch auf Max Geis, den Pressesprecher der Euro GmbH. Beide haben einen langen Werdegang hinter sich, um diese Positionen begleiten zu dürfen. Stenger arbeitete bereits seit 2003 hauptberuflich beim DFB, weshalb sich für ihn die Position auch nicht nach einem Traum anfühlt. „Wir haben leider keine Zeit zum Träumen, und der Grund dafür ist das Tagesgeschäft. Das ist einfach auch eine Vollauslastung. Da hat man gar nicht so richtig die Zeit, sich mit der Dimension, die die Euro als drittgrößtes Sportereignis der Welt innehat, auseinanderzusetzen.“ Auch Geis ist schon lange im Geschäft, aber bei ihm sehen die Gefühle ein wenig anders aus: „Ich muss mich schon ab und zu mal kneifen, weil ich finde, dass es ein absolutes Privileg ist, das zu machen.“ Beide fungieren als gutes Team, verstehen sich fast blind, wie der Rothenbücher verrät: „Es hilft natürlich, dass wir uns schon von früher kennen. Es ist ein ganz gutes Zusammenspiel und die Aschaffenburger Komponente ist auf jeden Fall mit dabei.“ Aschaffenburg und Fußball - insbesondere der DFB - können auf eine lange Tradition zurückblicken. Personen wie Horst R. Schmidt und Wolfgang Staab hinterließen ihre Spuren in der Geschichte des Fußballbundes.

Jogi der Hellseher
Am 27. September 2018 wurde in Nyon der Gastgeber der Europameisterschaft 2024 bekanntgegeben. Markus Stenger war Teil der deutschen Delegation: „Im Bewerbungsverfahren hatten wir ja ‚nur‘ einen Mitbewerber mit den Kollegen vom Türkischen Verband. Es war immer ein Wettbewerb. Man hat schon geschaut, was die andere Seite macht.“ Am Ende bekam das deutsche Gesamtpaket dann den Vorzug. „Ich erinnere mich noch sehr gut an die Vergabe und was Jogi Löw damals zu mir gesagt hat. Er gratulierte mir zunächst und sagte, dass er glaubt, dass unfassbar viel Arbeit auf uns zukommt. Und damit hatte er recht.“ Als Co-Geschäftsführer der Euro GmbH hat er täglich mit einer Vielzahl von diversen Themen zu tun. Neben formellen Dingen wie rechtlichen Geschichten oder Personal war Stenger unter anderem für die Host Citys zuständig und dient als Schnittstelle zu den politischen Institutionen auf Bundes- und Landesebene: „Da wird der Tag schon recht voll. Aber das Schöne ist, dass ich ja noch einen erfahrenen Co-Geschäftsführer mit ‚Mex‘ Schär an meiner Seite habe.“ Der Schweizer bringt durch sein langes Engagement bei der UEFA viel Erfahrung aus der internationalen Turnierorganisation mit und bildet gemeinsam mit Stenger das Duo an der Spitze der Euro GmbH. „Wir denken nicht in Zuständigkeiten und sind uns auch der Verantwortung bewusst, die wir beide als vollhaftende Geschäftsführer dieses Unternehmens haben.“ Dabei steht er natürlich auch immer im Fokus der Medien: „Es ist, glaube ich, auch eine Errungenschaft, die wir in unterfränkischer Manier - zusammen mit Max - gemeistert haben: Medial ist uns in dem Sinne noch nichts verrutscht.“

In der Region
verwurzelt
Max Geis empfindet bei der Arbeit für die Euro pure Freude - und das, obwohl ziemlich viel auf seinem Schreibtisch landet: „Es ist ein wahnsinniger Abstimmungsaufwand, vor allem mit den Städten und den Partnern auf Regierungsseite.“ In den letzten Wochen war er in ganz Deutschland unterwegs. Im Gepäck hatte er den EM-Pokal. „Egal ob wir bei kleinen Kids oder bei Oberbürgermeistern sind. Es macht Spaß, mit der Trophäe quer durchs Land zu reisen. Man sieht, wie dieser Pokal die Leute in den Bann zieht.“ Für den 43-Jährigen lohnt sich der ganze Aufwand - vor allem mit Hinblick auf die bevorstehende Zeit: „Wir werden bald Millionen von Menschen sehen, die glücklich durch Deutschland ziehen und einen fantastischen Sommer erleben, den sie wahrscheinlich ihr ganzes Leben nicht vergessen.“ Auf eine „riesengroße Party“ freuen sich sowohl Geis als auch Stenger: „Ich glaube, man merkt, dass die Leute Lust auf solche Events haben. Man kann ja auch viel Spaß in den Städten haben – auch wenn man kein Ticket fürs Stadion ergattert hat.“ Nach der Europameisterschaft geht es für Stenger zurück zum DFB. Als neuer Direktor für Amateurfußball und Fußballentwicklung wird der 48-Jährige sicherlich auch wieder häufiger in unserer Region unterwegs sein. Die Pläne von Max Geis im Anschluss ans Turnier sind noch nicht in Stein gemeißelt: „Aktuell ist so viel zu tun, da stellt man das Persönliche eher hinten an. Aber klar ist auch, dass ich in der Region verwurzelt bin und, um so eine Spessart-Eiche wie mich zu verpflanzen, braucht es schon ein wenig was dazu.“