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Terror am Teich

16.06.2024, 06:00 Uhr in PrimaSonntag
Collage Teichterror

KLEINKAHL (ps). Ein hübscher, idyllischer Garten mit blühenden Rosen und großem Gemüsebeet: Es könnte alles so schön sein bei Jutta Römhild in Kleinkahl. Seit Jahren beschäftigt die 70-Jährige aber vor allem eines: Die private Koi-Zucht ihres Nachbarn. So werde nicht nur unsachgemäß auf ihr Grundstück entwässert - das Brummen der offen ans Teichbecken gelehnten Pumpen sei zusätzlich im ganzen Haus der Kleinkahlerin hörbar und ließe sie kaum Ruhe finden, sagt sie verzweifelt.

Gutachten, Gerichtsverfahren, Polizei: Bisher hat das alles wenig an der Situation geändert. „Schon als mein Nachbar angefangen hat, das Teichbecken zu bauen, konnte man sehen, dass das nicht richtig sein kann“, erzählt die 70-jährige Frau. „Der Teich fasst 15.000 Liter Wasser, ein Teil davon muss regelmäßig entsorgt werden. Das Rohr dafür hat außerhalb der Sole im Erdreich geendet, das Wasser ist dann kurz hinter der Grundstücksgrenze einfach in meine Richtung versickert. Da habe ich mich dann eingeschaltet und ihn gebeten, das richtig zu machen.“ Weil ihr die Bauarbeiten mehr als suspekt vorkamen, schaltete Jutta Römhild einen privaten Gutachter ein. Auch die Mauer des Beckens habe nach dessen Aussage „mangelnde Standsicherheit“. Ihr Nachbar sei dann per Gerichtsvergleich dazu verpflichtet worden, seinen Teich nachzubessern. Das habe er bis heute nicht gemacht. Auch soll ein Großteil des Wassers immer noch einfach im Boden versickern.

„Da drin will ich kein Fisch sein“
„Die Sache mit den Pumpen kommt auch noch dazu. Jeder normale Mensch, der mindestens zwei Gehirnzellen hat, würde sowas doch nicht machen. Die Pumpen hat er einfach auf den Boden neben den Teich gestellt und sogar noch an die Teichwand gelehnt. Das ganze Becken brummt dadurch mit, wie ein Klangkörper.“ Ein Bekannter, der im Angelsportverein ist, sagte ihr, sie solle sich ans Veterinäramt wenden. „Fische orientieren sich mithilfe ihres Seitenlinienorgans. Sie nehmen Wasserbewegungen wahr, die zum Beispiel durch Schall erzeugt werden. Dieses dauerhafte Brummen macht die Fische total kirre und ist absolut nicht artgerecht. Das grenzt an Tierquälerei.“ Unternommen hat das Veterinäramt bisher nichts. „Das Brummen der Pumpen überträgt sich auf den gesamten hinteren Teil meines Grundstücks. Nachts hat er etwas zugeschaltet, das dröhnt bis ins Schlafzimmer im vorderen Teil des Hauses.“ Bei Gutachter-Terminen sei immer Ruhe gewesen. Das Interessante: Zwischendrin habe es vier Jahre lang nicht gebrummt. Als Jutta Römhild dann den Termin zur Kontrolle der Auflagen einforderte, war Schluss mit der Ruhe. Ab diesem Moment sei das Brummen wieder losgegangen. „Ich empfinde das fast als Bestrafung“, sagt die 70-Jährige.

„Zieh doch dahin, wo du hergekommen bist“
Seit 1998 lebt Jutta Römhild in dem alten Haus in Kleinkahl. Über Jahre hat sie vieles renoviert und es sich gemütlich eingerichtet. „Bevor das alles angefangen hat, waren wir per Du. Als ich ihn mal darum gebeten habe, das mit den Pumpen sein zu lassen, wurde mir gesagt, ich solle dahin gehen, wo ich hergekommen bin.“ Aber Jutta Römhild möchte ihr Zuhause nicht aufgeben. „Ich bin jetzt 70 Jahre alt. Ich fühle mich hier eigentlich total wohl, ich möchte wegen so etwas Blödem nicht umziehen.“ Noch schlimmer: Kurz nach dem eingeforderten Kontrolltermin starb ihre Setter-Hündin auf elende Weise an einer Vergiftung. „Sie hatte ein Organversagen und konnte vom Tierarzt nicht mehr gerettet werden. Das war furchtbar.“ Mittlerweile hat Jutta Römhilds Nachbar einen Sichtschutz-Zaun errichtet, so dass man nur noch durch Spalten im Holz einen Blick auf das Becken erhaschen kann. Problem dabei: Der Zaun ist mit Gewichten beschwert und lehnt an der Mauer des Gemüsebeets der 70-Jährigen. Dadurch sei sie mittlerweile beschädigt. PrimaSonntag hat mit dem Nachbarn Kontakt aufgenommen. Am Telefon sagte er uns, dass er zu der Situation keine Angaben machen möchte und vor einer Reaktion erst einmal die Veröffentlichung des Artikels abwarten wolle.

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