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„Ich möchte einfach nur ohne Schmerzen leben“

18.02.2024, 08:00 Uhr in PrimaSonntag
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WALDASCHAFF (ps). Die meisten Nächte sind für ihn eine absolute Qual - dann wälzt er sich hin und her, bis seine Frau es endlich geschafft hat, ihn zu beruhigen. Can Kayabasi (33) kämpft jeden Tag aufs Neue gegen seine Krankheit. Der Waldaschaffer leidet an einer sehr seltenen Form von Hirntumor, die nur einen von zwei Millionen Menschen trifft: Chordom.

Einen bösartigen Hirntumor zu haben, das allein ist schon die Horror-Diagnose. Can hat es allerdings noch härter getroffen - er hat einen Tumor an der Hals- und einen an der Brustwirbelsäule. Als wäre das nicht genug, haben sich auch noch Metastasen in seiner Lunge gebildet. Um mit uns sprechen zu können, muss er sich auf sein Sofa legen - das Sitzen bereitet ihm zu große Schmerzen. „Angefangen hat alles damit, dass mir beim Zähneputzen eines Morgens aufgefallen ist, dass meine eine Gesichtshälfte irgendwie runterhängt und mir die ganze Zahnpasta einfach aus dem Mund läuft“.

Ruhe vor
dem Sturm

Can ist zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 26 Jahre alt. Im Krankenhaus kommt dann die Schock-Diagnose. „Mir wurde gesagt, dass ich einen sehr seltenen Hirntumor an einer riskanten Stelle habe. Ich habe gedacht: ‚Wie Tumor? Ich bin doch noch jung und mir geht’s gut‘.“ Für Can bricht damals eine Welt zusammen. Die Ärzte entscheiden sich dazu, den Tumor nicht zu operieren, weil er sehr klein ist und an einer riskanten Stelle sitzt. Für ein paar Jahre hat Can Ruhe - dann beginnt der Hirntumor zu wachsen und auf die Nerven zu drücken. Er muss nun doch operiert werden. „Die OP ging fast zehn Stunden, danach wurde mein Tumor sechs Wochen lang bestrahlt.

„Meine Frau ist
meine Löwin“

Ein Jahr lang kämpft Can sich zurück ins Leben. Seine Frau Sebil ist dabei immer an seiner Seite. „Sie ist meine Löwin. Ich weiß nicht, wo ich wäre, wenn ich sie nicht hätte. Vielleicht hätte ich mich schon aufgegeben.“ Doch der nächste Schicksalsschlag lässt nicht lange auf sich warten: Bei dem jungen Mann wird ein weiterer Tumor entdeckt, diesmal an der Brustwirbelsäule. „Ich hatte damals Schmerzen in Schulter, Brustkorb und Rücken“. Bei einer weiteren OP kann dieser Tumor zwar erfolgreich entfernt werden, doch ist Can seitdem über drei Wirbelkörper versteift und in seinen Bewegungen massiv eingeschränkt.


Nicht mehr
viel zu machen?

Als er vor einigen Monaten dann erneut starke Schmerzen bekommt, denkt er zunächst, die Versteifung an seiner Wirbelsäule sei der Grund dafür. Doch dann kommt beim MRT die nächste Schock-Diagnose: Can hat einen dritten Tumor, diesmal an der Halswirbelsäule, sowie Metastasen in der Lunge. „Die Ärzte der verschiedenen Unikliniken können mittlerweile nicht mehr viel machen, es wird als Endstadium betrachtet. Sie sind sich auch total uneinig darüber, ob nochmal operiert werden soll oder nur bestrahlt.“ Als wäre das alles nicht genug, gilt Cans Hirntumor auch noch als chemoresistent. Seine letzte Hoffnung: Die individuell auf ihn abgestimmte Behandlung mit Medikamenten, die eine Heidelberger Privatklinik anbietet. „Ich war bereits zweimal dort und konnte nach der Behandlung eine krasse Verbesserung feststellen.“ Leider bekommt Can von der gesetzlichen Krankenkasse keinen Zuschuss für die Behandlung, die ihm so viel Hoffnung macht.

„Möchte mit meiner
Frau alt werden“

Wie lang sich die Behandlung an der Privatklinik ziehen wird, ist unklar. ist aufgrund seiner Dauerschmerzen Frührentner und Sebil Alleinverdienerin. Der Verein Gutherzig e.V. hat dem Schwerkranken bereits 10.000 Euro zur Verfügung gestellt. „Es ist unglaublich, was Gutherzig für mich in Gang gesetzt hat“, sagt Can dankbar. „Mein größter Wunsch ist es, meiner Frau irgendwann zu sagen, dass wir gemeinsam alt werden können.“ Auch Sebil findet klare Worte für die extrem schwere Situation, in der Can und sie stecken: „Ich will meinen Mann natürlich nicht verlieren und dafür gebe ich alles. Das war von Anfang an so und wird immer so sein.“ Das Ehepaar aus Waldaschaff wird weiterkämpfen - gegen die Tumore, die Schmerzen und das Leid.


So können Sie Can helfen
Für finanzielle Unterstützung hat Gutherzig e.V. ein Spendenkonto eingerichtet:
DE11 7956 2514 0007 1626 34, Verwendungszweck: Can

KW07 Can 2
Da war die Welt noch in Ordnung: Can in den Flitterwochen.

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