Aschaffenburger Schlosspark ruft um Hilfe

ASCHAFFENBURG (mg). Wo einst König Ludwig I. wandelte, knistert heute Plastik unter den Schuhen. Der Schlosspark gehört zu den beliebtesten Orten in Aschaffenburg: Alte Bäume spenden Schatten, der Blick aufs Schloss ist malerisch, die Wege laden zum Spazieren ein. Doch zwischen all der Schönheit finden sich immer häufiger weggeworfene Verpackungen, Glasscherben, halbleere To-go-Becher und überquellende Mülleimer. Ein idyllischer Spaziergang wird schnell zum Slalomlauf durch den Abfall.
Auf den ersten Blick wirkt der Park schön angelegt und gepflegt. „Ich bin hier nur Urlauber und bis jetzt habe ich noch nichts von dem Müllproblem mitbekommen. Der Park gefällt mir aber ganz gut“, berichtet Markus Kreitmeier aus Ingolstadt. Doch die Aschaffenburger kennen den Park auch von einer ganz anderen Seite. Die Vermüllung des Schlossparks ist kein Einzelfall und auch kein neues Phänomen. Besonders an sonnigen Tagen und Wochenenden steigt das Müllaufkommen deutlich an. Wer sonntags durch die verträumten Wege oder über die Saint-Germain-Terrasse schlendert, sieht die Spuren der Vornacht: Essensverpackungen, Flaschen, Lachgaskartuschen, Hundekotbeutel - vieles landet neben statt in den Mülleimern. „Man nimmt das sehr deutlich wahr. Es ist einfach schön hier zu sein und seinen Abend zu verbringen und dann lassen die Leute ihr Zeug hier liegen. Ich werfe meinen Müll natürlich in den Mülleimer, es gibt ja eigentlich genug. Ich sehe die Leute den Park auch reinigen“, berichtet Paula Wittmair aus Aschaffenburg.
Wer macht den Dreck weg?
Die Zuständigkeiten für die Müllentsorgung sind aufgeteilt: Während die Stadt Aschaffenburg für die Saint-Germain-Terrasse verantwortlich ist, betreut die Bayerische Schlösserverwaltung den Schlossgarten. Beide Institutionen arbeiten daran, das Problem in den Griff zu bekommen: Müllbehälter werden vergrößert, optimiert aufgestellt und die Leerungen verstärkt. Auch das Reinigungspersonal soll in den Sommermonaten aufgestockt werden. Dennoch bleibt die Müllflut eine Herausforderung - vor allem, wenn Besucher den Abfall nicht ordnungsgemäß entsorgen oder ihn achtlos liegen lassen. „Insbesondere seit der Corona-Pandemie hat das Müllaufkommen deutlich zugenommen“, erklärt Ines Holzmüller von der Schlösserverwaltung. Auch immer häufiger wird Fremdmüll im Park entsorgt - der hat dort natürlich nichts zu suchen. Der Hausmüll zieht ungewünschte Besucher wie Ratten und Ungeziefer an. Auch Raben und andere Vögel machen sich an dem Abfall zu schaffen. Die leeren die Mülleimer bei ihrer Suche nach Nahrung aus und verteilen ihn im Park.
Gemeinsame Verantwortung
Wer den Schlosspark genießt, sollte auch Verantwortung übernehmen – damit das historische Kleinod für alle erlebbar bleibt. Sauberkeit beginnt nicht mit Verboten oder Vorschriften, sondern mit Haltung. „Wir sind total geschockt. Wir sind hier durch den Park gelaufen und es ist total vermüllt. Das ist so schade. Die Leute dürfen ja auch feiern. Sie sollen nur bitte ihren Müll mitnehmen. Ist es Erziehung, ist es Protest, ist es Bequemlichkeit? Ich weiß es nicht. Wir müssen es schon im Kindergarten und in der Schule deutlich machen, dass sie ihre eigene Welt damit kaputtmachen. Die Gärtner können das ja nicht auch noch machen“, ist die Meinung von Christine Nebel aus Bessenbach. Wer mit offenen Augen durch den Park geht, kann auch mal etwas aufheben, was andere achtlos zurückgelassen haben. Es ist eine kleine Geste mit großer Wirkung. Damit der Schlosspark bleibt, was er sein soll: ein Ort zum Aufatmen – nicht zum Ausrutschen auf Müll.