Vom drohenden Karriere-Aus zur Bronze-Medaille

WALDASCHAFF (tk). Es waren drei außergewöhnliche und spannende Tage, die am vergangenen Wochenende in Elsenfeld die Ringerfans vom bayerischen Untermain in ihren Bann zogen: Die Deutsche Meisterschaft hat die Untermainhalle zum Beben gebracht. Neben den grandiosen Leistungen vom KSC Hösbach und dem SC Siegfried Kleinostheim konnte auch Eva Sauer aus Waldaschaff überzeugen. Bei der Deutschen Meisterschaft hat sie die Bronze-Medaille errungen – und das, obwohl die ehemalige Junior-Vizeweltmeisterin kurz davor war, ihre Ringer-Karriere an den Nagel zu hängen.
Zum Ringen kam die 29-Jährige durch ihren Vater und Bruder, die den Sport ebenfalls ausüben. Ihr Papa ist ein Urgestein beim KSV Waldaschaff, wo er seit 40 Jahren sein Wissen als Trainer weitergibt. „Das Ringen begleitet mich schon seit meiner Kindheit und das wird sich auch nicht mehr ändern.“ Schon mit zwölf Jahren gewann sie ihren ersten Jugendmeistertitel. Drei Jahre später waren es dann bereits vier Titel. Und jetzt der nächste Triumph: die Bronze-Medaille bei den deutschen Meisterschaften in der Gewichtsklasse bis 50 Kilogramm. „Das Gefühl zu gewinnen war natürlich toll. Es haben so viele Leute zugeguckt, die mich kennen und unterstützt haben“, erzählt Sauer. 2019 hatte sie ihre Karriere eigentlich aufgrund einer Verletzung für beendet erklärt. Ihr Schlüsselbein-Brustbein-Gelenk hatte sich während eines Wettkampfes komplett ausgekugelt. Doch sechs Jahre später beweist sie, dass sie immer noch den Kampfgeist der Ringer-Elite hat.
„Gefühl war überwältigend“
Ein gelungenes Comeback also für Sauer, was für sie jedoch zunächst unwichtig war. „Der Gedanke an meine Rückkehr war zweitrangig. Das Gefühl der Bronze-Medaille war einfach überwältigend. Auch auf der Matte war es durchgehend klasse. Es waren harte Fights dabei. Natürlich habe ich manche Zweikämpfe verloren, aber es war total schön, wieder auf der Matte zu stehen.“ Trotz der enormen Konkurrenz und des Erwartungsdrucks ging Eva Sauer mit einer klaren Priorität in die Titelkämpfe. „Mein Ziel war es zunächst, gesund zu bleiben. Eine Medaille war immer ein persönliches Ziel, so auch dieses Mal“, sagt die 29-Jährige. Dieser realistische Fokus auf körperliche Stabilität zeigt: Hinter dem sportlichen Ehrgeiz steckt auch die Erfahrung einer Athletin, die weiß, wie schmal der Grat zwischen Leistung und Überlastung sein kann. Dass es am Ende dennoch für Edelmetall reichte, spricht für Eva Sauers Konstanz und mentale Stärke.
Untermainhalle überzeugt
Bereits das zweite Mal in Folge fanden die deutschen Meisterschaften in der Untermainhalle statt. Laut Sauer war es genau der richtig gewählte Ort. „Die Stimmung war super. Ich mag es, dass alle Stile in einer Halle zu sehen sind. Es ist immer eine gemeinsame Freude. Nach dem Kampf sind wir alle Freunde.“ Doch nicht nur auf dem Platz, sondern auch das Publikum hat die Waldaschafferin begeistert. „Die Stimmung von den Rängen war hervorragend, es waren Fanclubs von vielen Vereinen da, das hat die Laune nochmal gehoben und dieses Event zu etwas ganz Besonderem gemacht.“